Hölzerner Wohnturm in Vignogn

Wohntürme sind gerade "in", so wie dieses ungewöhnliche Objekt.

Wohntürme sind gerade "in", so wie dieses ungewöhnliche Objekt. Mit seinen Fassaden aus sägerauen Weißtannenbrettern und den schmalen Fensterbändern, die um die Gebäudeecken laufen, wirkt es ein bisschen wie ein Fremdkörper in dem kleinen Dorf im schweizerischen Val Lumnezia. Das wird sich bald ändern, dann nämlich, wenn die naturbelassene Verbschalung nach und nach verwittert und dabei den für Holz typischen gräulichen Ton annimmt.

Die ungewöhnlichen Fensterformate machen des dem Betrachter schwer, ja, fast unmöglich, zu ahnen, welche Räume jeweils dahinter liegen. Was er aber ahnt: Ums Eck laufende Fenster bringen immer viel Licht ins Haus, weil sie den Innenraum der Sonnen für viele Stunden am Tag öffnen.

Entgegen alter Architektentradition folgt die Form hier mal nicht der Funktion. Der Kubus gibt nicht preis, wie er im Innern aufgeteilt und zugeschnitten ist. Tatsächlich birgt das einfache Gehäuse einen höchst anspruchsvollen, an Adolf Loos erinnernden Raumplan. Im Zentrum auf einer quadratischen Betonplatte beginnt fußt die vierläufige Holztreppe, um die sich die Räume auf elf (!) verschiedenen Ebenen organisieren. Jeweils um 90 Zentimeter - das sind fünf Stufen - versetzt staffeln sich große Zimmer und kleine Kammern um diesen Erschließungskern.

Bewohner und Gäste betreten das rätselhafte Bauwerk entweder durch die Garage oder durch eine unauffällige Tür in der Terrassenloggia, die sich durch ein Schwingtor auch über die gesamte Breite öffnen lässt. Der erste größere Raum ist die Küche mit dem über zwei Geschosse reichenden Essplatz.

Über diverse Funktionsräume wendelt sich der Weg nach oben zu Schlafzimmer, Sauna und Wohnraum mit Veranda im Dachgeschoss.

Konstruiert hat Architekt Jürg Graser das Haus aus 40 Millimeter dicken Blockholzplatten. An den Außenwänden sind sie über senkrecht stehende Rippen, zwischen denen die Wärmedämmung liegt, und einer Konterlattung zu Elementen gefügt. Die Innenwände sind als eigenständige Kuben montiert, die über einen Zwischenraum von 20 Millimetern zusammenstoßen.

An den Außenkanten sieht der Betrachter also immer eine Kante der Blockholztafeln, an den Türdurchgängen die angeschnittene Konstruktion aus beiden Tafeln mit dem geschlossenen Zwischenraum. Das Haus kommt ohne fossile Brennstoffe aus. Auf dem Dach der hochwärmegedämmten Konstruktion liegen Sonnenkollektoren, die den Wasserkreislauf der Fußbodenheizung versorgen. Um eine sommerliche Überhitzung zu verhindern, gibt es im Obergeschoss elektrisch betriebene Fensterklappen, durch die die aufsteigende Wärme einweichen kann.

Hier die Gebäudedaten:

  • Standort: Vignogn
  • Grundstücksgröße: 830 m²
  • Wohnfläche: 175 m²
  • Bauweise: Holzelementbau
  • Fertigstellung: 2012

Das sagt Architekt Jürg Graser selbst über sein Projekt:

"Verschieden große Raumzellen sind in einer komplexen Raumfigur um eine vierläufige Treppe im Kern des Hauses gestapelt. Von außen ist das Haus betont unaufgeregt, ohne die expressiv räumliche Geste preiszugeben."

Architektenkontakt:
Graser Architekten AG
Badenerstrasse 18
8004 Zürich
architekten@graser.ch
www.graser.ch

Die Fotos stammen von:
Ralph Feiner, Malans

Weitere Informationen und Pläne zum Objekt auf der Website "Die besten Einfamilienhäuser":
http://www.die-besten-einfamilienhaeuser.de/hoelzerner-wohnturm-in-vignogn/