Brandgefahr Wärmedämmung: Sonderbauteile reduzieren Brandgefahr

Der moderne Neubau besteht aus dünnen tragenden Außenwänden und einem darauf montierten Wärmeverbundsystem. Rund 80 Prozent der Neubauten erreichen die gesetzlich geforderten Energiewerte mit Hilfe einer Vorsatzschale aus Polystyrol, so die Erfahrung des Verbands Privater Bauherren (VPB). Dieser Wandaufbau ist heute Standard. Allerdings haben diese speziellen Wärmedämmverbundsysteme inzwischen auch viele Kritiker, denn sie sind extrem gefährlich, wenn sie Feuer fangen.

Wenn Polystyrol brennt, dann lodert es nicht, sondern es schwelt großflächig, schmilzt und tropft in großer Breite von der Fassade. Diese undurchdringliche Barriere aus flüssigem heißem Material behindert die Feuerwehr beim Löschen und die Bewohner beim Verlassen des brennenden Hauses. Außerdem, und das ist mindestens ebenso problematisch, setzt das brennende Material chemische Verbindungen frei, die Fachleute als extrem giftig einstufen und die Retter, Hausbewohner und Nachbarschaft bedrohen.

Was kann der private Bauherr tun, um sich davor zu schützen? Relativ wenig, zumal, wenn er beim Schlüsselfertiganbieter kauft. Das ist heute der Normalfall. Schlüsselfertiganbieter offerieren in der Regel die preiswerteste Lösung, und die besteht nun einmal aus 17,5 Zentimeter dicken Kalksandsteinmauerwerk mit einer zwölf bis 20 Zentimeter dicken Vorsatzschale aus Polystyrol. Andere Systeme sind nicht vorgesehen. Wenn der Bauherr eine Alternative sucht, muss er individuell planen. Nach VPB-Erfahrung ist dies aber die Ausnahme.

Nach Einschätzung des Verbands Privater Bauherren ließe sich die Brandgefahr reduzieren, wenn bestimmte Sonderbauteile installiert würden, die die Hersteller auch anbieten. Dabei handelt es sich um etwa zehn Zentimeter breite Streifen aus Mineralwolle, die jeweils oberhalb von Türen und Fenstern in die Wärmedämmung eingebaut werden. Dadurch soll das Eindringen des Feuers in die Polystyrolschale verhindert werden. Diese Bauteile sind allerdings im Einfamilienhaus brandschutztechnisch nicht vorgeschrieben. Schlüsselfertiganbieter müssen sie deshalb auch weder einbauen noch anbieten. Käufer, die sie dennoch haben wollen, bezahlen dafür zusätzlich etwa 5.000 Euro pro Haus Aufpreis – und müssen diesen Sonderwunsch frühzeitig im Bauvertrag festlegen.

Bauherren, denen Fragen der Nachhaltigkeit und des Brandschutzes wichtig sind, sollten über Alternativen nachdenken. Die gibt es, auch wenn das Wärmedämmverbundsystem aus Polystyrol heute üblich ist. Alternativen, die in Bezug auf Herstellung, Dauerhaftigkeit und späterer Entsorgung besser dastehen als das gängige Material sind zum Beispiel andere, weniger schnell brennende und in ihren Ausdünstungen nicht so giftige Wärmedämmungen, wie etwa Mineralwolle. Auch ein reiner Massivbau mit dicken Außenwänden ist denkbar. Allerdings sind auch in diesem Fall die heute üblichen Mauersteine nicht erste Wahl, denn sie sind im Innern oft mit brennbaren Dämmmaterialien gefüllt. Puristen entscheiden sich vielleicht für einen Massivbau aus Lehm- oder aus Mauersteinen, die mit Perlit, einem vulkanischen Gestein, gefüllt sind. Aber das sind nach VPB-Erfahrung Ausnahmen, die sich die meisten Bauherren nicht leisten können und wollen, und die Schlüsselfertiganbieter deshalb auch grundsätzlich nicht im Programm haben.

Auf zwei Dinge allerdings sollten Bauherren und Käufer eines schlüsselfertigen Objekts bestehen: auf Rauchmelder und den zweiten Fluchtweg. Der zweite Fluchtweg ist in den meisten Landesbauordnungen vorgeschrieben, wird aber nach Erfahrung des VPB immer wieder ignoriert. Wenn es brennt, sind die Treppenhäuser schnell verqualmt. Die giftigen Gase schneiden den Hausbewohnern dann diesen Weg ins Freie ab. Deshalb muss ein zweiter Fluchtweg vorgesehen werden. Das kann ein Fenster oder Balkon zur Straße sein. Auch im Dachgeschoss muss ein ausreichend großes Fenster zur Straße hin eingebaut werden, damit Bewohner von der Feuerwehr durch dieses Fenster geborgen werden können. Aus dem Keller sollten sich die Bewohner im Brandfall über eine Außentreppe oder einen ausreichend großen Kellerlichtschacht retten können.

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.