Interview mit Thomas Penningh zum Thema "Barrierearm Bauen"

Interview mit Thomas Penningh,
Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren (VPB)

Frage:
Herr Penningh, der Verband Privater Bauherren hat seinen Leitfaden "Vorbauen und Umbauen: Barrierearm und altersgerecht" erweitert und neu aufgelegt. Warum?

Antwort:
Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu. Die wenigsten werden später einmal einen Platz in einem Senioren- oder Pflegeheim bekommen. Sie müssen oder möchten in den eigenen Wänden bleiben. Aber das geht nur, wenn Wohnung oder Haus barrierearm sind. Bei Umbau und Planung möchten wir mit unseren Erfahrungen und dem Leitfaden helfen.

Frage:
Nennen Sie drei klassische Barrieren im privaten Wohnbereich?

Antwort:
Beispielsweise die üblichen zwei Stufen vor dem Hauseingang. Das sind schlimme Barrieren für alle Geh- und Sehbehinderten. Desweiteren die kleinen Stolperschwellen an Balkon- und Terrassentüren und der hohe Einstieg in Bade- und Duschwanne.

Frage:
Und wo liegen, Ihrer Erfahrung nach, die weniger bekannten Barrieren?

Antwort:
Je nach Behinderung können ganz unterschiedliche Dinge zur Barriere werden. Wer im Rollstuhl sitzt, der stößt überall auf Hindernisse, bei den Treppen, bei den zu schmalen Türen. Er braucht auch zum Rangieren immer eine Grundfläche von 1,50 Meter mal 1,50 Meter. Wo hat er die? Hinter der Haustür? In Bad oder Küche? Vor dem Kleiderschrank? Auch beim Benutzen eines Rollators ist ein schwellenloses Haus eine enorme Hilfe.

Wer sehbehindert ist, der braucht viel Licht, um Barrieren in seinem Haus rechtzeitig zu erkennen. Starke Kontraste im Bodenbelag erleichtern ihm den Übergang zwischen Räumen oder die Unterscheidung der Treppenstufen.

Parkinson- und Rheuma-Kranke schätzen große Lichtschalter und elektrische Rollladenheber. Eine alte Dame, die nicht mehr so kräftig ist wie einst, braucht vielleicht einen elektrischen Türöffner, weil sie die zwar einbruchsichere aber schwere Eichenholzhaustür nicht mehr aufstemmen mag. Das gilt natürlich auch bei der Auswahl von Terrassen- und Balkontüren: Hebe-Schiebe-Türen sind leichter zu öffnen als schwer zu öffnende PSK-Türen. Jeder Mensch leidet unter anderen Barrieren. Aber jede Barriere lässt sich unserer Erfahrung nach auch entfernen.

Frage:
Der VPB rät auch jungen Menschen schon zum barrierearmen Bauen. Warum?

Antwort:
Nach den Prognosen der Statistiker wird der Anteil älterer Menschen über 60 Jahre im Jahre 2030 bei 36 Prozent liegen. Das betrifft also die Generation der heutigen Bauherren! Sie werden mehr denn je auf ihre eigenen - dann hoffentlich auch barrierearmen - Wände angewiesen sein. Außerdem können junge Bauherren bereits in der Planung viele Erleichterungen vorsehen, die im Alter oder im Falle einer Behinderung das selbst bestimmte Leben in den eigenen vier Wänden weiterhin ermöglichen. Breite Türöffnungen, ausreichend Bewegungsflächen vor allen Türen, große Bäder, stufenlose Eingänge sollten in jedem Rohbau eine Überlegung wert sein. Frühzeitig eingeplant erhöhen sie nicht einmal die Baukosten.

Foto von Dipl.-Ing. Thomas Penningh, Vorsitzender des VPB

Pressemitteilung "VPB: Bei Hausbau und Sanierung immer auch ans Alter denken"

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.

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