Suffizienz: Zukunftstrend Klasse statt Masse

BERLIN. Der Trend beim Bauen geht Richtung Energieeffizienz. Um die ehrgeizigen Klimaziele des Bundes zu erreichen, entwickelt die Industrie immer neue Technologien und Zusatzgeräte, die private Bauherren einbauen sollen. Das verhilft der deutschen Industrie zu internationaler Marktführerschaft. Ob es allerdings der einzige und beste Weg für private Bauherren ist, um zu einem sparsamen Haus zu kommen, darf bezweifelt werden. Der tatsächliche Nutzen der meist teuren Anlagen wird von den meisten Bauherren nicht hinterfragt, so die Erfahrung des Verbands Privater Bauherren (VPB).

Hinzu kommt ein zweiter Trend: Die Wohnungen werden immer größer. Allein in den vergangenen 25 Jahren hat die Wohnfläche pro Person statistisch um 25 Prozent zugelegt, seit 1960 hat sie sich mehr als verdoppelt. Mehr Wohnraum kostet natürlich auch mehr: Bauland, Baumaterial, Geld. Auch im Betrieb schlägt sich der Zuwachs nieder: Größere Wohnflächen brauchen mehr Energie und verteuern die Unterhaltung.

Der Trend zu größeren Wohnflächen fällt in eine Zeit steigender Preise: Bauland wird rar und deshalb immer teurer. Ebenso die Energie. Experten wissen: Würden wir nicht immer größere Autos bauen, hätten wir längst flächendeckend das Dreiliterauto. Die Idee lässt sich auf den Wohnungsbau übertragen. Die Lösung heißt Suffizienz. Der VPB hat dazu den Leitfaden "Suffizienz – Zukunftstrend Klasse statt Masse" herausgegeben.

Suffizient leben bedeutet so viel wie mit dem Nötigen auskommen. Suffizienz ist eine junge Idee, die bislang vor allem in der Schweiz Anhänger hat, sich aber auch hierzulande langsam etabliert. Suffizienz ist eine Lebenseinstellung und eine konsequente Fortsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens. Suffizient bauen bedeutet dabei keinesfalls billig bauen, sondern ganz bewusst und sparsam planen und dabei Gewohnheiten hinterfragen, denn vieles, was Menschen kaufen und auch bauen, brauchen sie eigentlich nicht. Sie übernehmen es unreflektiert, weil andere es auch so machen.

Klassisches Beispiel sind die heute üblichen Schlüsselfertighäuser; 90 Prozent aller Bauherren entscheiden sich inzwischen für vorkonfektionierte Häuser, statt sich über ihre tatsächlichen Bedürfnisse Gedanken zu machen. Solche Häuser sind für drei- bis vierköpfige Musterfamilien konzipiert und vom Grundriss her kaum flexibel.

Oft verbrauchen die Bauherren auch viel mehr Energie als anfangs prognostiziert. Das hat verschiedene Gründe: Sie kommen häufig mit der komplexen Haustechnik nicht zurecht, viele vernachlässigen auch die nötige Wartung der Anlagen. Die Energiebilanz wird auch beeinträchtigt, weil viele Dinge, die früher ohne Energie funktionierten, heute Strom benötigen. Häufig werden auch einfache Geräte, die bislang völlig ausreichten, durch größere und teurere ersetzt, die wiederum mehr Energie benötigen.

Oft werden gerade bei Schlüsselfertighäusern Technik und Geräte eingebaut, die gar nicht aufeinander abgestimmt sind, nur um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, kritisiert der VPB. Diese willkürlich kombinierten Anlagen verbrauchen unterm Strich mehr Energie und arbeiten teurer, als wenn sie sorgsam geplant worden wären. Das strapaziert die Ressourcen und belastet die Bauherren über Gebühr.

Der VPB-Leitfaden "Suffizienz – Zukunftstrend Klasse statt Masse" regt zum Nachdenken an über die eigene Wohnsituation. Er zeigt Alternativen zur üblichen Praxis und weist Wege zur Entwicklung individueller Wohnmodelle.

Der VPB-Leitfaden "Suffizienz – Zukunftstrend Klasse statt Masse" kann im VPB-Shop unter www.vpb.de bestellt werden – gedruckt oder digital. Der Leitfaden kostet 5 Euro plus Versand, VPB-Mitglieder bezahlen 2,50 Euro.

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.