VPB-Experten empfehlen: Umbauen statt neu bauen
In den nächsten Jahren werden viele Häuser aus den 1950er und 1960er Jahren frei. Nicht alle entsprechen modernen Standards, aber sie liegen zentral und haben große Gärten. Wer ein solches Haus erbt oder kauft, der sollte über Umbau und Sanierung nachdenken. Gute Berater helfen bei der Beurteilung der Substanz.
Die Zukunft des Bauens liegt mitunter in der Vergangenheit. Weil Grundstücke in stadtnahen Lagen knapp oder unerschwinglich geworden sind, rücken Altbauten immer mehr in den Fokus von Bauherren. Mit Umbauten und großzügigen Anbauten können sie trotz alter Bausubstanz noch viel Wohnqualität bieten. Das galt auch für die vier Gewinnerhäuser des HÄUSER-AWARDS 2007. Solche und ähnliche Häuser stehen millionenfach in bundesdeutschen Wohngebieten. Sie lohnen allemal den zweiten Blick!
Einfach präsentierte sich der kleine Siedlungsbau aus den 1950er-Jahren mit spitzem, hohem Dach. Gerade diese schlichte Form hatte jedoch durchaus ihren Charme. Idee des Architekten war es, die klare Kontur des Hauses zu erhalten und zusätzlich zu betonen, indem er es aus seiner Fünfziger-Jahre-Hülle herauslöste und auf eine reduzierte Formensprache zurückführte. Gestalterische Elemente aus der Erbauungszeit wie das auskragende Eingangsvordach oder der schmale Balkonaustritt vor dem Kinderzimmer am Ostgiebel wurden entfernt.
Darüber hinaus sollte sich das Haus großzügig zum Garten hin öffnen. Die Fassade wurde daher an der Südseite aufgebrochen und mit bodentiefen Glastüren versehen. Im Erdgeschoss wurde die kleinteilige Grundrissstruktur aufgelöst, sodass die dreiköpfige Familie nun ausreichend Platz und Bewegungsfreiheit zum Kochen, Essen und Wohnen hat.
Baudaten
Architekten: Falke Architekten, Köln
Website des Architekten: www.falke-architekten.de
Baujahr Bestand: 1954
Bauweise: Massivbau (Bims)
Fertigstellung Umbau: 2006
Grundstücksgröße: 60 qm
Wohnfläche vorher/nachher: 132 qm/140 qm
Ort: Köln
Anzahl der Bewohner: 3
Heizwärmebedarf: 87 kWh/m2a
Primärenergiebedarf: 114 kWh/m2a
Baukosten gesamt: 85.000 Euro
Baukosten je qm Wohnfläche: 607 Euro
Sanieren mit System und Know-how
Wer sich für ein Nachkriegshaus interessiert, der sollte sich zunächst vom unabhängigen Sachverständigen ein Sanierungsgutachten machen lassen. Meist muss das alte Haus modernisiert, oft umgebaut und erweitert werden. Es lohnt sich, bereits bei der ersten Besichtigung den Bausachverständigen mitzunehmen. Der Fachmann kann schon nach kurzer Beurteilung den Wert der Immobilie wie auch den zu erwartenden Umbau- und Sanierungsbedarf realistisch einschätzen.
Der Bauherr weiß dann genau, was finanziell auf ihn zukommt: Kaufpreis plus Sanierungs- oder Umbaukosten. Ob sich der Kauf der Immobilie dann auch noch rechnet?
Erfahrungsgemäß müssen bei einem Altbau aus den 1950er oder 1960er Jahren noch einmal gut 40 Prozent der Kaufsumme zusätzlich in Modernisierungsarbeiten investiert werden, bevor das Haus technisch auf dem heutigen Stand ist. Sorgenkinder der Altbauten sind mangelnde Wärmedämmung, feuchte Keller, veraltete Haustechnik und schadhafte, ungedämmte Dächer.Markant für die 1950er Jahre sind Putzfassaden, in den 1960er Jahren entschlossen sich Bauherren oft zur Klinkerverkleidung. Während das Klinkermauerwerk die Zeit meist schadlos überdauert und Patina angesetzt hat, ist der Putz in der Regel sanierungsbedürftig. Vor allem am Sockel finden Fachleute Feuchtschäden und Risse, die repariert werden müssen.
Häuser aus den 1950er und 1960er Jahren haben noch weitere typische Probleme: Weil sie noch vor der Energiekrise entstanden sind, in einer Zeit, als Heizöl und Erdgas praktisch nichts kosteten, entsprechen die Außenwände dieser Immobilien in der Regel nicht den heutigen Schall- und Wärmeschutzstandards. Die Wände sind viel zu dünn – in der Regel nur 24 Zentimeter. Vor allem hinter den Heizkörpern trennen meist nur wenige Zentimeter Mauer den warmen Innen- vom ungeheizten Außenraum. Über diese unerwünschten Wärmebrücken geht viel Energie verloren.
Wer sich für ein Nachkriegshaus interessiert, der findet viele interessante Informationen im VPB-Leitfaden für die "Modernisierung eines Hauses aus den 1950/60er Jahren". Die 18-seitige Broschüre erläutert die markanten Merkmale der einzelnen Haustypen in den Nachkriegsjahren und listet die für die Bauzeit typischen Mängel und Schadensbilder auf, wie sie die VPB-Sachverständigen bei ihren Bauherrenberatungen vor Ort immer wieder vorfinden.
Die einzelnen Kapitel befassen sich unter anderem mit den Problemen der Außenwände und Fassaden, mit Kältebrücken an alten Balkonen, mit feuchten Kellern, überholter Haustechnik, schlechtem Schall- und Wärmeschutz, mit maroden Flach- und ungedämmten Satteldächern und mit defekten Fenstern aller Art, von großflächigen Panoramascheiben bis hin zum damals beliebten Schwingflügelmodell. Ein Kapitel ist dem Wert und der Erhaltung alter, eingewachsener Gärten gewidmet.
Der Leitfaden ist für alle gedacht, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Nachkriegshaus zu kaufen oder umzubauen, und die schon im Vorfeld wissen möchten, mit welchen Schäden und Problemen sie im Einzelnen bei der geplanten Sanierung rechnen müssen. Dazu gibt es praktische Checklisten zur ersten schnellen Prüfung des Objekts.
Den "Leitfaden zur Sanierung von Nachkriegshäusern" können Interessierte direkt hier im VPB-Shop bestellen. Er kostet 5 Euro (2,50 Euro für VPB-Mitglieder) plus Versandkosten.
Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.