HÄUSER-AWARD 2011 - Bauherrenpreis für zukunftsweisende Architektur
1. Preis - Haus am Hang
Der HÄUSER-AWARD 2011 stand unter dem Motto "Zukunft findet heute statt". Der Verband Privater Bauherren (VPB) beteiligte sich erneut am HÄUSER-AWARD und unterstützte die ersten drei Preisträger mit einem eigenen Bauherrenpreis von jeweils 1.000 Euro. Die Jury prämierte in diesem Jahr Einfamilienhäuser, die nicht nur durch gelungene Architektur überzeugen, sondern auch durch zukunftsweisende Haus- und Heiztechnik.
"Mit unserem seit Jahren vergebenen Bauherrenpreis möchten wir junge Familien zum Bau qualitätsvoller Wohnhäuser ermutigen", betont Architekt Thomas Penningh, Vorsitzender des VPB und Mitglied der Jury, die alljährlich den HÄUSER-AWARD vergibt.
Der erste Preis ging an ein vom Büro Dietrich Untertrifaller entworfenes Familiendomizil, ein Haus am Hang in Vorarlberg. Aus Glas und Holz gebaut, verknüpft es geschickt Tradition und Moderne.
Bewohner und Besucher betreten das Haus durch eine Holztür und gelangt in einen Flur, von dem rechts drei kleine Räume abgehen. Zur Linken erstreckt sich, über zwanzig Meter, eine offene Wohnlandschaft mit Sitzecke, Kamin und Küche. Ein Stockwerk darunter liegen, in den Hang hineingebaut, vier Schlafzimmer und ein Wirtschaftsraum. Jedes Zimmer öffnet sich mit raumhohen Fenstern zum Panorama, das Haus "zoomt" durch alle Öffnungen die Natur heran: Dachse, Rehe und Habichte sind zu sehen – manchmal sogar Steinadler, die vor dem Gipfel des Staufen kreisen. In diesem Haus sind Natur und Architektur bestens kombiniert!
Neben Beton, Glas oder Stahl ist Weißtanne ein wichtiger Baustoff im Haus. Die Fassade, die Tür und die Einbauten sind daraus gefertigt, und je nach Verwendungsort wurde das Holz auf unterschiedliche Weise bearbeitet, mal roh, mal geölt, mal als Furnier.
Wer das Haus bei Dornbirn auf eine Formel bringen wollte, könnte sagen, es sei die geglückte Kreuzung aus Richard Neutras und Craig Ellwoods Palm-Springs-Bungalows und einer uralten Vorarlberger Berghütte. Man kann von einer Kalifornisierung der traditionellen österreichischen Architektur sprechen – oder von einer klugen Lokalisierung und Sensualisierung des "International Style".
Dabei ist die Harmonisierung von Bau und Natur nicht bloß eine ästhetische. Der Strom für die Erdwärmepumpe wird demnächst von Solarzellen erzeugt. Das Haus produziert dann autark die Energie, die es braucht.
Baudaten:
- Architekten: Dietrich Untertrifaller ZT GmbH, Arlbergstraße 117, A-6900 Bregenz
Tel. +43-55 74-78 88 80, www.dietrich.untertrifaller.com - Baubeginn: 2008
- Fertigstellung: 2009
- Wohnfläche: 252 m²
- Grundstücksgröße: 2.160 m²
- Ort: Kehlegg / Voralberg (Österreich)
- Bauweise: massiv, Beton (UG), Holzkonstruktion (OG)
- Fassade: Lattenverkleidung, Weißtanne
- Dach: Satteldach
- Decken- und Wandoberfläche: Weißtanne
- Fußboden: Eichendielen
- Jahresheizwärmebedarf (Qh): 35 kWh/m²a
2. Preis - Haus auf problematischen Grundstück
Mit dem 2. Preis des HÄUSER-Award 2011 wurde dieses Wohnhaus in Dresden ausgezeichnet. Es zeigt: Erfahrene Planer kennen keine problematischen Grundstücke ... im Gegenteil: Die größten Chancen liegen da, wo andere sie nicht vermuten.
Als die Architekten Andrea und Philipp Stamborski durch eine Ausschreibung auf ein städtisches Grundstück im Dresdner Quartier Trachenberge aufmerksam wurden, erkannten sie sofort, dass das trapezförmige und relativ kleine Areal keine rechtwinkligen Normgrundrisse zuließ. Doch während sich andere Interessenten kopfschüttelnd abwandten, entwickelte das Paar bald konkrete Vorstellungen für ein unkonventionelles Haus.
Das dreigeschossige Haus mit anthrazitfarbener Putzfassade steht an einer Bruchstelle zwischen hohen gründerzeitlichen Blockrändern und dem unentschieden aufgelockerten Mix ländlicher Nachbarbauten. Nur ein großes Fensterquadrat ist in die hermetische Nordseite eingeschnitten. Der Eingang liegt übereck und springt leicht zurück.
Die Front ist so dicht wie möglich an die Straße herangezogen. Und weil das Haus mit dem Grund sparsam umgeht und die Seiten dem Trapez der Grundstücksgrenzen folgen, wurde auf der Südseite sogar ein vernünftiger Stadtgarten möglich. Zu dem öffnet sich auch folgerichtig der Bau mit einer voll verglasten Fassade.
Faltschiebefenster heben im Erdgeschoss die Raumgrenzen zwischen innen und außen auf, unterstützt durch einen Boden aus heimischer Schiefer, der sich zwischen Eingang, Essbereich und Küche ebenso bewährt wie auf der Terrasse. Praktisch trotz ungewöhnlichem Grundriss.
Dass auch ein Haus mit nicht orthogonalem Grundriss funktional sein kann, zeigt sich schon auf den ersten Blick. Das zentrale Treppenhaus teilt jede der drei Ebenen in drei Bereiche. Im Erdgeschoss sind es das Entree, die Küche und der Essplatz an der Südseite. Im ersten Obergeschoss mit dem Boden aus warmer Räuchereiche folgen das Elternschlafzimmer, ein Bad mit passgenauer Wanne im spitzwinkligen Eck und der Wohnbereich mit Zugang zum großzügigen Balkon. Ganz oben liegen die Zimmer der beiden Söhne und das lichtdurchflutete Atelier.
Fast einen halben Meter starke Außenwände sorgen als perfekter Speicher für ein stabiles Raumklima. Und weil die Architekten sich für Hochlochziegel entschieden, konnten sie auf das ungeliebte Wärmedämmverbundsystem an der Fassade verzichten. Dennoch ist der Wärmeschutz überdurchschnittlich gut.
Baudaten Haus Stamborski
- Architekt: Philipp Stamborski, Döbelner Straße 23, 01129 Dresden
Tel. 0351-476 78 01, stamborski@gmx.de - Baubeginn: 2009
- Fertigstellung: 2010
- Wohnfläche: 227 m²
- Grundstücksgröße: 372 m²
- Ort: Dresden
- Baukosten: 325.000 Euro
- Bauweise: massiv, Leichthochlochziegel
- Fassade: Putz
- Dach: Flachdach
- Decken- und Wandoberfläche: Putz
- Fußboden: Schiefer, Räuchereiche
- Jahresheizwärmebedarf (Qh): 61 kWh/m²a
- Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 73 kWh/m²a
- Spezifischer Transmissionswärmeverlust (HT-Wert): 0,49 kWh/m²K
3. Preis - Ein Reihenhaus als Wohnkubus
Mitten in Dublin bauten FKL Architects einen ungewöhnlichen Wohnkubus – auf einem Grundstück, das von viktorianischen Reihenhäusern umgeben ist. Das neue Heim von Michelle Fagan und Gary Lysaght ist ein Vorbild zeitgemäßer Nachverdichtung. Damit nicht genug: Es wurde auch noch mit einem "A Rating" für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet, weil der jährliche Heizenergiebedarf bei nur 44 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegt.
Dabei waren die Rahmenbedingungen keineswegs optimal. "Wir wollten das Haus natürlich sofort zum Garten öffnen - doch der liegt im Norden", erinnern sich Michelle und Gary, die zusammen mit Paul Kelly als drittem Partner von FKL Architects ihr Heim selbst entwarfen. "Außerdem war ein Reihenhaus vorgeschrieben. Nach West und Ost mussten Brandwände gebaut werden."
Die Antwort auf die strikten Vorlagen verblüfft den Eintretenden. Als sei der kompakte Körper innen viel größer, öffnet sich ein großzügiges Raumgefüge zum Garten und holt viel Licht ins Haus. Clou des Konzepts ist ein schmaler zentraler Luftraum, der alles zur Einheit fügt, im Parterre den offenen Familienbereich und oben die Wohnebene der Eltern.
Als Heizsystem setzen die Hausherren derzeit noch auf eine effiziente Gastherme, doch die Installationen für einen späteren Holzschnitzelkessel sind schon vorgesehen. Hinzu kommen flach und unsichtbar auf dem Dach montierte Solarpaneele zur Warmwasserbereitung. Die restliche Dachhaut wurde begrünt.
Baudaten Haus Fagan-Lysaght
- Architekten: FKL Architects, 4 Stable Lane, Cambridge Road, Rathmines, IRL-Dublin 6
Tel. +353-1-473 63 50, www.fklarchitects.com - Baubeginn: 2008
- Fertigstellung: 2009
- Wohnfläche: 169 m²
- Grundstücksgröße: 220 m²
- Ort: Dublin / Irland
- Bauweise: Beton
- Fassade: wetterfester Holzwerkstoff
- Dach: Flachdach
- Decken- und Wandoberfläche: Sichtbeton, Holz
- Fußboden: Estrich
- Jahresheizwärmebedarf (Qh): 44 kWh/m²a
- Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 75 kWh/m²a
Zusatzpreis - Neubau in traditionellem Gewand
Das Familienhaus in Ostfildern wirkt konsequent modern – wobei der Neubau auf subtile Art die Erinnerung an eine alte Scheune bewahrt. Doch die alte Scheune, die hier stand, gibt es jetzt nicht mehr. Von weitem sieht es so aus, als ob ein ähnlicher Holzbau ihre Stelle eingenommen hätte.
Doch beim Näherkommen erkennt man, dass die Lattung nicht echt ist, sondern nur Abdruck in Beton. Douglasien-Bretter – sandgestrahlt, um die Maserung zu betonen, und dann in die Schalung eingelegt – prägen die Wandstruktur des neuen Hauses. Braune Naturpigmentfarbe fasst Fassade und Dach als einen Baukörper zusammen. Der sonst so harte und glatte Werkstoff Beton bewährt sich hier auf ungewöhnliche Art: als versteinerte Hommage an den historischen Kontext.
Auch die ursprüngliche bäuerliche Tennendurchfahrt haben die Stuttgarter Architekten Dietmar, Thomas und Chris Finckh für das Familienhaus neu interpretiert: Aus der früheren Passage der Traktoren, die durch den Schober fuhren, entwickelten sie den jetzigen Durchgang zum Garten. Der Platz hinter dem Tor dient auch als Eingang, Terrasse, Spielhof, Stellfläche – ein überdachter Freiraum, der den Nachteil eines engen Baufensters ins Positive kehrt.
Interessanter Innenraum mit außergewöhnlichem Baustoff
Als Zentrum des Familienlebens dient der große ebenerdige Raum mit Küche, Essplatz, Kaminecke und dem Schaufenster hinaus in den Garten. Die raumhohe Schiebetür zum Hof erweitert den hellen Kommunikationsbereich im Sommer nach außen. Als Kontrastfläche zum dunklen Beton setzten die Architekten die weiche, lichtdurchlässige Außenhaut aus Polycarbonat.
Das transluzente Material, das für Industriehallen verwendet wird, verkleidet auch das spitze Dreieck des Giebels. "Über die Polycarbonatwand", erklärt Chris Finckh, "geht nicht mehr Energie verloren als durch ein Fenster. Ihr einziger Nachteil ist, dass sie nicht akustisch abschirmt." Hier unter dem Dach liegt der Wohn- und Schlafbereich der Eltern, eine flauschige Himmelsleiter führt hinauf zur Galerie mit der Bibliothek. Die Kinder haben ihre Zimmer im ersten Stock.
Neben einem schmalen Arbeitsraum, der wie die beiden Kinderzimmer ein französisches Fenster hat, richteten die Architekten auf dieser Ebene hinter dem Bad noch eine Sauna ein. Dank des straff organisierten Grundrisses entstand so auf dem engen Bauplatz ein modernes Familienhaus, das sowohl in die heutige Zeit als auch in die gewachsenen Strukturen der Gegend passt.
Baudaten Haus Bräuning
- Architekten: Finckh Architekten, Im unteren Kienle 30, 70184 Stuttgart
Tel. 0711-223 76 51, www.finckharchitekten.de - Baubeginn: 2007
- Fertigstellung: 2008
- Wohnfläche: 135 m²
- Grundstücksgröße: 424 m²
- Baukosten: 245.000 Euro
- Ort: Ostfildern-Ruit bei Stuttgart
- Bauweise: massiv, Beton
- Fassade: Beton
- Dach: Satteldach
- Raumhöhe: 2,35 – 3,10 m
- Decken- und Wandoberfläche: Gipskarton, gestrichen
- Fußboden: Estrich, Holz
- Jahresheizwärmebedarf (Qh):100 kWh/m²a
- Jahresprimärenergiebedarf (Qp): 120 kWh/m²a
VPB-Experten empfehlen: Baukontrolle spart Kosten
Bauen muss nicht teuer sein, auch gute Architektur nicht. Mehrere Dinge führen zum Erfolg: Sorgfältige Vorbereitung, gründliche Planung bis ins Detail, lückenlose Qualitätskontrolle während der Bauphase und Disziplin bei der Kostenkontrolle.
Bauen muss nicht teuer sein. Dies zeigen regelmäßig auch die Gewinner des alljährlichen HÄUSER AWARDS immer wieder. Der VPB beteiligt sich an diesem hochrangigen Wettbewerb mit einem eigenen Bauherrenpreis. Im Bild die Gewinner des HÄUSER AWARDS 2006. Das Anwesen, in Roßdorf bei Darmstadt, zeigt, dass sich auch mit limitiertem Etat ein architektonisch anspruchsvolles Einfamilienhaus realisieren lässt. Der Quadratmeterpreis aller Gebäude lag damals unter 1500 Euro.
Dem Entwurfskonzept liegt die Idee einer kompakten rechteckigen Röhre zugrunde, die auf den schmalen Grundstückszuschnitt ausgerichtet ist. Die Längsseiten sind bis auf zwei transparente, fassadenhohe Einschnitte vollständig geschlossen. Über einen gepflasterten Fußweg gelangt man am Garten vorbei zum Wohnhaus, dessen Eingangsdach von einem Betonwinkel gebildet wird. Das Erdgeschoss ist ein offener Raum, in dem gemeinsam gekocht, gegessen und gewohnt wird.
Baudaten
- Architekten: netzwerkarchitekten PartG
Internet: www.netzwerkarchitekten.de - Anzahl der Bewohner: 4
- Wohnfläche: 175 m²
- Zusätzliche Nutzfläche: 58 m²
- Grundstücksgröße: 792 m²
- Bauweise: Massivbau (Porenbeton)
- Heizwärmebedarf: 55 kWh/m²a
- Primärenergiebedarf: 94,5 kWh/m²a
- Baukosten gesamt: 290.000 Euro (ohne Garage)
- Baukosten je qm Wohn- und Nutzfläche: 1.245 Euro
- Fertigstellung: 2004