HÄUSER-AWARD 2016 - Trend geht zu Kauf und Umbau gebrauchter Immobilien
Vorbildliche Umbauten und Anbauten wurden beim diesjährigen HÄUSER-Award 2016 prämiert. Parallel dazu vergab der Verband Privater Bauherren (VPB) wieder seinen Bauherrenpreis. VPB-Präsident Thomas Penningh, Mitglied der Jury, freute sich ganz besonders, denn "in diesem Jahr sind die meisten siegreichen Bauherren tatsächlich Privatleute, keine Architekten. Und für private Bauherren ist der VPB-Bauherrenpreis gedacht."
Umbauen und Anbauen statt neu bauen - ist das der neue Trend? "Tatsächlich interessieren sich immer mehr Menschen für gebrauchte Immobilien", beobachtet Architekt Penningh. Die Käufer nutzen die aktuell günstigen Finanzierungsmöglichkeiten. Viele wollen auch nicht monatelang warten, bis das Haus steht. "Beim gebrauchten Haus bekommen sie Immobilie, Grundstück, gute Lage und Nachbarschaft aus einer Hand – und sehen gleich, was sie erhalten."
"Auf den ersten Augenschein verlassen sollte sich allerdings niemand", rät Thomas Penningh. Wer einen Altbau kauft, der sollte vor der Entscheidung mit einem Architekten oder Sachverständigen die Immobilie besichtigen und klären, ob der Preis gerechtfertigt ist und was zum reinen Kaufpreis noch hinzu kommt. Denn der Preis einer gebrauchten Immobilie setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Zum Kaufpreis mit den Nebenkosten kommen noch die Sanierungskosten für die Beseitigung von Schäden am Haus, dann die energetische Nachrüstung des Baus und schließlich die Kosten für An- und Umbauten, um die Immobilie den eigenen Wünschen anzupassen.
"Nach unserer Erfahrung unterschätzen viele Käufer die tatsächlichen Kosten für Sanierung und Umbau", erläutert der Bausachverständige. "Sie denken auch nicht immer an Baurecht und Statik." Wer Wände im Haus entfernen oder umsetzen möchte, der muss das zuvor statisch prüfen lassen. Und wer anbaut oder sein Dach anheben will, der muss vorher wissen, ob der für das Grundstück geltende Bebauungsplan das überhaupt zulässt. Erst wenn alle Voraussetzungen bekannt sind, können Käufer entscheiden, ob sie das gebrauchte Haus kaufen können oder nicht. Der VPB unterstützt Familien auf diesem Weg ins Eigenheim. "Mit dem Bauherrenpreis möchten wir sie dazu ermutigen, nachhaltig zu planen und eigene architektonische Ideen im Bestand umzusetzen."
1. Preis - Haus Kaltschmieden in Doren (Österreich)
Mit dem ersten Preis zeichnete die Jury Haus Kaltschmieden in Doren (Österreich) aus: Architekt Bernardo Bader ersetzte dabei ein abbruchreifes Bregenzerwälder Bauernhaus durch einen Neubau, der die traditionelle bäuerliche Hausform in Vorarlberg lebendig hält. Diese Haltung zeichnet einen klaren Sieger aus, befand die Häuser-Award Jury, zu der neben VPB-Präsident Thomas Penningh natürlich auch HÄUSER-Chefredakteurin Anne Zuber gehörte ebenso wie BDA-Präsident Heiner Farwick, der stellvertretende Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Frank Assmann, sowie der Berliner Architekt Georg Augustin.
Das holzverschalte Sieger-Haus liegt am Rande des Dorfes Doren und vereint wie bei Gehöften üblich, alle Funktionen unter einem mächtigen Satteldach. Auch die Garage ist kaum sichtbar integriert und direkt mit dem Teilkeller verbunden. Der Bodenraum bietet Platz für Lager und Holzwerkstatt. Dazwischen liegt der 150 Quadratmeter umfassende Wohntrakt. Das Innere bestimmt der reizvolle Kontrast aus Sichtbetonflächen an Wänden und Decken, recycelten Dielenböden aus dem Altbau und neuen Holzpartien an Türen, Fenstern und Einbaumöbeln. Über die geschosshohen großformatigen Fenstern an jeder Hausseite kommt das eindrucksvollen Gebirgspanorama direkt ins Haus.
Die Jury begründete den ersten Preis so: "Der modellhafte Bau zeigt, wie sich im ländlichen Kontext mit traditionellen Materialien zeitgemäß planen lässt." Dafür bekamen die Bauherren ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro sowie 1.000 Euro Bauherrenpreis vom Verband Privater Bauherren.
Architekten: Bernardo Bader Architekten (Dornbirn/Österreich)
alle Fotos: HÄUSER/Adolf Bereuter
2. Preis - Haus Stein in Druxberge bei Magdeburg (Deutschland)
Der zweite Preis wurde in diesem Jahr zweimal vergeben. Eine Auszeichnung ging an das Haus Stein in Druxberge bei Magdeburg (Deutschland): Die ehemalige Scheune baute Architekt Jan Rösler in sensibler Weise zum Ferienhaus um. Den Charakter des ländlichen Nutzbaus aus den 1930er Jahren konnte er dabei erhalten: So wurde Haus Stein mit alten Dachziegeln neu gedeckt und aus bestehenden Toreinfahrten wurden großzügige Fenster, die heute den Wohn- und Kochbereich mit Licht durchfluten. Der offene Grundriss ist auf die temporäre Nutzung als Ferienhaus ausgelegt.
Die Jurybegründung lautet: "Der sensible Umbau einer Scheune aus den 1930er Jahren zum komfortablen Ferienhaus wahrt den Charakter des landwirtschaftlichen Gebäudes." Dafür erhielten die Bauherren ein Preisgeld von 4.000 Euro sowie 1.000 Euro Bauherrenpreis vom Verband Privater Bauherren.
Architekten: Jan Rösler Architekten (Berlin)
Fotos: HÄUSER/Werner Huthmacher
2. Preis - Casa 1014 bei Barcelona (Spanien)
Ebenfalls einen zweiten Preis vergab die Jury an das Architekturbüro Harquitectes für die Casa 1014 in Granollers bei Barcelona (Spanien). Das attraktive Familiendomizil in Granollers bei Barcelona besteht aus je einem Baukörper an beiden Enden eines langen urbanen Grundstücks, dazwischen liegen Höfe. Ein hoher, aus roten Ziegeln gemauerter Innenhof verbindet dabei die unterschiedlich genutzten Bereiche und setzt sie perfekt miteinander in Beziehung.
Die Jury meinte zum Entwurf: "Das attraktive Familiendomizil in einer schmalen urbanen Parzelle überrascht mit zwei perfekt inszenierten Baukörpern und stillen Höfen." Die Bauherren erhielten 4.000 Euro Preisgeld sowie 1.000 Euro Bauherrenpreis vom Verband Privater Bauherren.
Architekten: Harquitectes (Sabadell, Spanien)
Fotos: HÄUSER/Adrià Goula
3. Preis - Haus Megara in Magara (Griechenland)
Der dritte Preis geht in diesem Jahr an ein Haus in Megara (Griechenland). Vor den Toren Athens errichtete Tense Architecture Network ein Refugium aus Beton und Glas. Ernst, einfach, streng und geometrisch wirkt das dreieckige Wohnhaus in der Abgeschiedenheit der Ebene von Megara. Auf zwei Seiten wird der Bau von rotbraun lasierten Betonwänden gefasst, die Schutz geben und das Haus erdverbunden erscheinen lassen. Einschnitte in den Wänden gewähren Ausblick und beleuchten nachts mit Lichtstreifen das Fassadenbild. Die Nordseite inszeniert mit geschosshoher Verglasung den prachtvollen Blick auf die nahen Gerania-Berge. Ein Innenhof trennt Wohnbereich und Schlaftrakt voneinander.
Zur Begründung meint die Jury: "Das vor den Toren Athens errichtete Refugium aus Beton und Glas erinnert in seiner edlen Einfachheit an das Erbe der antiken Architektur." Dafür bekamen die Bauherren ein Preisgeld von 2.000 Euro sowie den mit 1.000 Euro dotierten Bauherrenpreis des Verbands Privater Bauherren.
Architekten: Tense Architecture Network (Athen)
Foto: HÄUSER/PEtros Perakis