VPB-Experteninterview
Blower-Door-Test: ergänzt Thermografie
Blower-Door-Test offenbart Schwachstellen beim Neubau
BERLIN. Neue Häuser müssen dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) entsprechen. Ob ein Haus Energie spart oder vergeudet, das hängt von seiner Bauart ab, von den verwendeten Materialien wie auch von der sorgfältigen Bauausführung. Ganz wichtig, so der Verbands Privater Bauherren (VPB), ist die Luftdichtheit des neuen Hauses. Nur ein luftdichter Neubau spart Heizenergie. Entweicht die Wärme dagegen durch Ritzen und Fugen, dann wird das Wohnhaus schnell zur Energieschleuder. Ein weiterer, unschöner Nebeneffekt sind Schimmelbildung und andere Bauschäden.
Auf vielen Baustellen, vor allem bei Schlüsselfertiganbietern, so der Verbraucherschutzverband, fehlt die unabhängige Qualitätskontrolle. Handwerker gehen häufig sorglos zu Werke. Pfusch entdecken wir Bausachverständigen jeden Tag: Fenster und Türen werden nicht luftdicht ans Mauerwerk angeschlossen und die Übergänge von der Wand zum Dach sind undicht. Besonders die Anschlüsse stellen häufig ein Problem dar. Hier ist große Sorgfalt bei der Ausführung erforderlich, doch leider wird oft nachlässig gearbeitet. Fazit: Es zieht in allen Ecken. Das Haus spart keine Energie, es verschwendet wertvolle Wärme. Das Nachsehen haben die Bauherren, sie bezahlen für den – gesetzlich vorgeschriebenen - Niedrigenergiestandard und bekommen minderwertige Ware, eine mangelhafte Immobilie!
Diese Art von Pfusch am Bau lässt sich durch konsequente Baukontrolle weitgehend verhindern. Dazu nutzen erfahrene Bausachverständige den so genannten Blower-Door-Test, unter Fachleuten auch Differenzdruck-Messverfahren genannt. Das Verfahren wird seit Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahre 1995 praktiziert. Sobald das Haus komplett geschlossen ist, kann man seine Dichtigkeit durch einen Blower-Door-Test überprüfen. Werden Undichtigkeiten festgestellt, so ist von entscheidender Bedeutung, wo, an welcher Stelle sie auftreten. Eine schadhafte Fensterdichtung verursacht zum Beispiel in erster Linie Heizenergieverluste. Ein undichter Folienanschluss unter dem Dach kann aber neben dem Energieverlust zusätzlich noch zur Durchfeuchtung der Dachdämmung und damit zu Schimmelbildung führen. Die Furcht, eine dichte Gebäudehülle führe zu Schimmelbildung ist verbreitet. Doch gerade die Undichtigkeit ist es, die Kondenswasser in die Konstruktion trägt und den Nährboden für die Schimmelbildung bereitet, mahnt der VPB.
Es ist also wichtig herauszufinden, wo genau die undichten Stellen liegen, damit diese noch abgedichtet werden können. Dazu ziehen Fachleute als Ergänzung zum Blower-Door-Test die Thermografie heran, also Wärmebildaufnahmen mit der Infrarotkamera. Dazu bedarf es nur einer Temperaturdifferenz von 10 Grad Celsius zwischen innen und außen. Die Thermografie kann also praktisch das ganze Jahr über durchgeführt werden.
Für den Blower-Door-Test werden zunächst sämtliche Fenster und Türen geschlossen. Anschließend wird ein Ventilator in der Haustür- oder einer der Fensteröffnungen eingebaut. Dieser Ventilator bläst Luft ins Hausinnere oder saugt sie heraus. Nun wird die Luftmenge ermittelt, die bei den gegebenen Druckverhältnissen durch die Gebäudehülle hindurch zieht. Sofern ergänzend eine Thermografie angefertigt wird, kann jetzt mit der Infrarotkamera die Auskühlung, die dabei durch die Luftströme verursacht wird, sichtbar gemacht werden. So können die Fachleute schadhafte Stellen erkennen und unter Umständen gleich vor Ort nachbessern lassen. Auch der Einsatz einer Nebelmaschine im Inneren ist möglich, um von außen her sichtbar zu machen, an welchen Stellen Luft aus dem Gebäude entweicht.
Inzwischen werben zahlreiche Schlüsselfertiganbieter mit dem Blower-Door-Test. Sie preisen ihn als Bestandteil ihres Leistungspakets an. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, warnt der VPB, denn Blower-Door-Test ist nicht gleich Blower-Door-Test. Es kommt sehr genau darauf an, wann, wie, von wem und mit welchen ergänzenden Maßnahmen er durchgeführt wird. Richtig angewandt, kann ein solcher Test mit ergänzender Wärmebildbetrachtung auf Dauer Energieverschwendung in Höhe von mehreren Hundert Euro pro Jahr verhindern. Außerdem werden durch die frühzeitige Schadenserkennung erhebliche Bauschäden vermieden, resümiert der Verbraucherschutzverband. Die Kosten für eine einfache Blower-Door-Untersuchung liegen – je nach Aufwand - bei rund 350 Euro. Das komplette Verfahren aus Blower-Door-Test mit ergänzender Thermografie kostet etwa 650 Euro. Die Untersuchung dauert rund zwei Stunden.