VPB-Experteninterview
Entwässerung: Beim Hausbau auch die Entwässerung planen
BERLIN. Die meisten Bauherren denken eher an ihre neue Küche und die Badezimmerfliesen, als an den Kanal. Das zumindest beobachten Berater des Verbands Privater Bauherren (VPB) immer wieder. Dabei sind Kanalanschlüsse teuer. Sie kosten zwischen 5.000 und 10.000 Euro - Bauherren sollten also schon wissen, ob ihr Abwasser korrekt entsorgt wird. Tatsächlich fragen aber nur die wenigsten bei Vertragsabschluss oder Abnahme nach der Technik im Untergrund.
Werden Baugebiete neu erschlossen und in einem Zug bebaut, dann stellen meist die Kommunen selbst die Abzweige am öffentlichen Kanal her und bauen auch gleich die Revisionsschächte auf den einzelnen Grundstücken. Die Kosten legen sie vor und stellen sie den Grundstückskäufern in Rechnung. Bei Einzelgrundstücken allerdings müssen die Bauherren sich in der Regel selbst um den Anschluss ans Kanalnetz kümmern und den Bau eines Revisionsschachtes auf ihrer Parzelle.
Meist beauftragen die Bauherren ihre Schlüsselfertigfirma mit dem Anschluss und den dazugehörigen Tiefbauarbeiten. Kanalanschlüsse sind für viele eher ein "lästiges Übel", sie wollen am liebsten nichts damit zu tun haben. Tatsächlich sollten Bauherren aber gerade bei Kanalanschlüssen nicht nur auf den Preis, sondern vielmehr auf die Qualität achten: Sie sollten eine ordentliche Entwässerungsplanung machen lassen und diese auch im Vertrag festschreiben, raten VPB-Sachverständige.
Nur wenn ein Entwässerungsplan vorliegt, können unabhängige Sachverständige prüfen, ob die Entwässerung technisch in Ordnung ist. Sie sehen dann, wo die Leitungen verlaufen, wo die Abwässer von Toiletten, Handwaschbecken, Spüle und Waschküche zusammenlaufen. Wohin Lichtschächte und Regenfallrohre entwässert werden und wo die Rohre auf dem Grundstück und unterm Haus liegen. Sie sehen auch, wo sie aus dem Haus herauskommen und wie die Übergänge ausgebildet werden sollen. Und sie erkennen, ob und wie Handwerker an die Rohre herankommen und ob der Revisionsschacht korrekt konzipiert und die eventuell nötige Rückstauklappe an der richtigen Stelle vorgesehen ist.
Gerade Rückstauklappen sind nämlich ein besonderes Problem. Rückstauklappen sollen nur die Teile der Entwässerungsanlage sichern, die sich unterhalb der Rückstauebene befinden. Dabei wird die Festlegung der Rückstauebene einerseits in den örtlichen Abwassersatzungen geregelt und muss mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt werden. In der Regel ist dies die Höhe der Straße in der Grundstücksmitte. Hier gibt es aber gerade bei geneigten Straßen und Grundstücken häufig Abweichungen.
Problematisch wird das Thema nach VPB-Erfahrung immer dann, wenn die Leitungen unter der Gebäudesohle vom Bauträger, die weiterführenden Leitungen außerhalb des Gebäudes - aber noch auf dem Grundstück - von einer Tiefbaufirma hergestellt werden, die in der Regel direkt vom Bauherren beauftragt wird. Da muss dann vorab geklärt und auch vertraglich geregelt werden, wer am Ende den Dichtheitsnachweis für alle erdverlegten Leitungen und Schächte durchführt. Zum Dichtheitsnachweis gehört auch eine Zeichnung, die den tatsächlich hergestellten Verlauf der Leitungen wie auch die Schächte darstellt. Häufig liegen zwischen Planung und Realität Welten! Bei der Planung und der Ausführung ist weiter zu beachten, dass Anschlussleitungen unter der Sohle immer auf dem kürzesten Weg zur Außenkante des Hauses zu führen sind. Dies wird häufig nicht gemacht, um einige Leitungen sparen zu können. Wenn alles fertig ist, folgt noch die Dichtheitsprüfung, erinnert der VPB.
Wer sich nicht um seine Entwässerung kümmert, der erlebt mitunter böse Überraschungen. Im schlimmsten Fall können sich bei starkem Regen Abwässer aus dem öffentlichen Kanal bis ins Haus zurückstauen oder die Lichtschächte fluten. Schon deshalb sollten Hausbesitzer auch ihre Abwasserkanäle und die Rückstauklappen, sofern vorhanden, einmal im Jahr vom Fachbetrieb prüfen und warten lassen, empfehlen die VPB-Experten. Wer so viel Geld für die Abwassertechnik ausgibt, der sollte schließlich auch ein Interesse daran haben, dass sie funktioniert.