VPB-Experteninterview
Formaldehyd: Mit Formaldehyd belastete Bauteile entfernen oder isolieren
BERLIN. Staub findet sich in jeder Wohnung. Oft ist er harmlos, aber nicht immer. Bei den Stäuben, erklärt der Verband Privater Bauherren (VPB), unterscheiden Fachleute zwischen groben Stäuben, die teilweise schon in der Nase gefiltert und wieder ausgestoßen werden, und sogenannten lungengängigen Feinstäuben. Diese, so legt der Name schon nahe, dringen bis in die Lunge ein und können dort Gesundheitsschäden auslösen. Ob und wann Stäube gesundheitsschädlich sind, das hängt von ihrer Zusammensetzung ab, von der Größe der Staubpartikel und davon, was die Stäube transportieren: Viren, Bakterien, Tabakrauch oder organische Verbindungen wie beispielsweise Formaldehyd.
Formaldehyd ist eine im Alltag weit verbreitete, leichtflüchtige organische Verbindung. Es entweicht aus Versiegelungen, aus Teppichböden und Heimtextilien. Es ist auch im Kleber von Span- und Presskorkplatten enthalten wie auch in Mineralfaser-Dämmstoffen. Formaldehyd wirkt mitunter jahrelang auf die Bewohner ein und kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, wie Husten, Übelkeit, Kopfschmerzen, Nervosität, aber auch Kreislaufbeschwerden, Schlaflosigkeit und sogar Depressionen.
Mit Formaldehyd belastete Bauteile müssen saniert und unter Umständen ganz entfernt werden, mahnt der VPB. Vor der Sanierung steht aber die Analyse der Raumluft. Moderne chemische Untersuchungsmethoden erlauben den Bausachverständigen Rückschlüsse auf Art und Intensität der Schadstoffbelastung in Häusern und Wohnungen. Je nach Ergebnis entwickeln die Fachleute dann Sanierungsmaßnahmen für den jeweiligen Fall.
Oft ist die Entsorgung des schädlichen Bauteiles der einzige Weg, die Ursache gesundheitlicher Probleme ein für alle Mal zu beseitigen. Belastete Teppiche, Kleber, Tapeten, Bodenbeläge und Anstriche werden entfernt und durch unbedenkliche Materialien ersetzt. Das entspricht technisch wie finanziell einer gründlichen Innenrenovierung.
Schwieriger wird dagegen die Sanierung sogenannter konstruktiver Bauteile, wie Wände, Dachbalken oder Stützen, die entweder gar nicht oder nur unter großen bautechnischen Problemen ausgetauscht werden können. Diese Bauteile werden im wahrsten Sinne des Wortes isoliert. Bei Häusern mit Formaldehyd-Belastung, aber auch mit PCP- oder Lindan verseuchten Bauteilen, können Decken, Wände oder Stützen beschichtet oder mit einem Absorbervlies überzogen werden. Dadurch werden die schädlichen Ausdünstungen eingeschlossen und gehen nicht mehr in die Raumluft über. Sie können dann den Bewohnern nicht länger schaden, erläutert der Verbraucherschutzverband.