VPB-Experteninterview
Passivhaus: Passivhaus ist nicht immer Passivhaus
BERLIN. "Mit diesem Passivhaus reduzieren Sie Ihre Heizkosten auf Null!" Mit solchen und ähnlichen Versprechungen locken manche Bauträger und Schlüsselfertiganbieter potenzielle Hauskäufer. Der Verband Privater Bauherren (VPB) warnt vor diesen Angeboten und rät zur sorgfältigen Prüfung. Das Passivhaus ist das Haus der Zukunft, und es lässt sich inzwischen sogar zu vergleichsweise erschwinglichen Preisen realisieren, aber, der Begriff "Passivhaus" ist gesetzlich nicht geschützt. Die Werte, die ein Passivhauses erreichen soll, sind nicht verbindlich geregelt. Deshalb, so der VPB, können Anbieter den Passivhausstandard ohne Risiko versprechen. Bauherr sollten sehr vorsichtig sein: Neben dem Begriff "Passivhausstandard" müssen sie sich im Vertrag unbedingt konkrete Heiz- und Verbrauchswerte garantieren lassen, empfiehlt der Verbrauchschutzverband. Nur so können sie später prüfen, ob sie wirklich ein Passivhaus bekommen haben oder nicht.
Das erste Passivhaus Deutschlands entstand 1991 in Darmstadt-Kranichstein. Es war eine Studie, begleitet unter anderem vom Hessischen Umweltministerium. Seither hat sich in der Fachwelt der Begriff "Passivhaus" für all jene Häuser durchgesetzt, die pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr nicht mehr als 1,5 Liter Heizöl oder 1,5 Kubikmeter Erdgas verbrauchen. Das sind sensationelle Werte, und wer ein solches Haus besitzt, der spart wirklich Heizkosten.
Wie, mit welchen Baustoffen und welcher Art der Dämmung der Passivhausstandard im Einzelfall erreicht wird, das spielt keine Rolle. Das Konzept aus Haus und Dämmung und die Berechnungen müssen stimmen. Zu den zentralen Punkten des Passivhauskonzepts gehört neben der notwendigen Lüftungsanlage, die ein völlig neues Lüftungsverhalten der Bewohner erfordert, vor allem die Luftdichtheit der Gebäudehülle. Das Haus muss absolut luftdicht sein, damit wertvolle Wärme mit der Luft nicht durch Ritzen und Fugen entweichen kann. Ob dem so ist, das lässt sich mit einem Blower-Door-Test, der auch eine Leckstellensuche umfasst, zuverlässig überprüfen. Auch ein solcher Test, so rät der VPB, sollte im Vertrag verbindlich festgeschrieben werden.
Technisch machbar ist inzwischen auch das Plus-Energiehaus, das – zumindest rein rechnerisch – mehr Energie erzeugt, als die Bewohner verbrauchen. Der Markt entwickelt sich hier ständig weiter. Wer sich für solche modernen Techniken interessiert, der sollte sich vorab allerdings genau informieren und vor allem firmenneutral beraten lassen, damit sich die Innovation auch rechnet.