VPB-Experteninterview
VPB rät: Solaranlagen sorgfältig planen und Montage überwachen
BERLIN. Sonnenkollektoren sind von Deutschlands Dächern nicht mehr wegzudenken. Der Bauboom in den vergangenen Jahren hat der Branche enormen Aufwind beschert, hat aber auch technische Probleme offenbart, die noch nicht gelöst sind, warnt der Verband Privater Bauherren (VPB). "Problematisch ist unter anderem die Qualität der Anlagen, denn nicht jede Firma, die heute Solarmodule auf Dächern montiert, hat auch die dafür speziell geschulten Mitarbeiter", weiß Reimund Stewen, Vorstandsmitglied des VPB. "Oft sind nur angelernte Kräfte mit der Arbeit beauftragt." Der VPB rät Bauherren deshalb, Planung und Ausführung vom unabhängigen Sachverständigen kontrollieren zu lassen. Sie sollten sowohl bei der Auswahl der Anlagentechnik als auch bei der Beauftragung der Firma auf Qualität achten.
Ein großes Problem ist der Umgang mit den Solarzellen, gleich ob es sich um stromerzeugende Fotovoltaik handelt, um Solarthermiemodule, die Brauchwasser erwärmen, oder um Hybridkollektoren, die beides können. "Werden die Paneele während des Transports nicht richtig gelagert oder stürzen sie auf der Baustelle um, kann es zum Bruch der empfindlichen Solarzellen im Innern der Module kommen", gibt Bauherrenberater Stewen zu bedenken. Vorsichtig müssen auch die Handwerker sein, die die Module einbauen. "Immer wieder beobachten wir beim VPB lässigen Umgang mit der filigranen Technik. Monteure treten auf die Module und zerstören dabei unweigerlich die Zellen im Innern. Nimmt dabei die Glasoberfläche selbst keinen Schaden, bleibt die Zerstörung in den darunter liegenden Solarzellen zunächst unentdeckt." Sie macht sich allerdings später umso drastischer bemerkbar: Die beschädigten Solarzellen liefern deutlich weniger Energie, als vorausberechnet. Die Rentabilität der Anlage sinkt. Das Problem dabei: Wie kann der Bauherr beweisen, wer die Anlage wann zerstört hat? Wer haftet für den Schaden?
Ein anderes heikles Thema ist die Standsicherheit der Anlagen. In Deutschland belasten Wind und Schnee die Hausdächer und damit auch die darauf montierten Anlagen. Diese so genannten Wind- und Schneelasten sind in der DIN 1055 festgeschrieben. Die Norm regelt, wie ein Dach konstruiert sein muss, damit es den im jeweiligen Landstrich zu erwartenden Windstärken und Schneemengen standhält. Ob diese Norm auch für Sonnenkollektoren gilt, ist unter Fachleuten strittig. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, ob ein Dach zusätzlich zu den winterlichen Schneemassen überhaupt eine Solaranlage tragen kann, und ob diese Anlage gegen Sturmböen ausreichend fest verankert ist oder im Extremfall mitsamt der Unterkonstruktion vom Dach geweht wird. "Bauherren sollten sich hier nicht auf wage Zusicherungen der Monteure verlassen, sondern frühzeitig einen Sachverständigen einschalten, der hilft, diese Fragen technisch wie rechtlich zu klären", empfiehlt der VPB-Bauherrenberater.
Problematisch ist auch das Verhalten der Anlagen bei Bränden: Liegen die Module als eine geschlossen Schicht auf dem Dach, kommt im Falle eines Falles die Feuerwehr nicht an den Brandherd. Solarthermieanlagen lassen sich dann zerstören, Fotovoltaikmodelle aber stehen unter Strom und sind für die Helfer lebensgefährlich. Der VPB empfiehlt, die Module mit mindestens 15 Zentimeter Abstand zu montieren, auch, wenn dies Fläche und damit den Ertrag mindert.