VPB-Experteninterview
VPB: Seriöse Firmen legen alle wichtigen Unterlagen vor
BERLIN. Wer kauft ein Haus, obwohl er die Pläne nicht kennt? Wer unterschreibt einen Bauvertrag, in dem weder für den Baubeginn noch für den Einzug konkrete Termine genannt sind? Wer bezahlt freiwillig einen größeren Vorschuss auf ein Haus, zu dem er noch nicht einmal alle Unterlagen vorliegen hat? Viele Bauherren tun genau das, beobachtet der Verband Privater Bauherren (VPB) seit Jahren - und mit zum Teil verheerenden Folgen.
Neun von zehn Bauherren kaufen heute ein schlüsselfertiges Haus. Die Verträge, die sie dazu unterzeichnen müssen, sind häufig mangelhaft. Oft fehlen Bauleistungen, die für ein bewohnbares Haus unentbehrlich sind, häufig gibt es keine Energieberechnung, obwohl sie vorgeschrieben ist. Wer seinen Bauvertrag vor Unterzeichnung vom unabhängigen Sachverständigen prüfen lässt, der bemerkt solche Fallen und Mängel rechtzeitig. Er kann dann entscheiden, ob er den Vertrag überhaupt abschließen oder doch lieber einen seriöseren Bauunternehmer wählen will, der gesetzliche Vorgaben auch umsetzt.
Bei der Vertragskontrolle achten die Bausachverständigen und Netzwerkanwälte im Verband Privater Bauherren auf wichtige technische und rechtliche Aspekte. Sie prüfen, ob das Hausangebot komplett ist und die geplante Immobilie den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Sie prüfen die Pläne, die Energieberechnungen und natürlich den Zahlungsplan sowie weitere vertragliche Regelungen. Diese detaillierte Prüfung ist nur möglich, wenn alle dafür nötigen Unterlagen vorliegen. Ist das nicht der Fall, raten sie dem angehenden Bauherrn, die fehlenden Unterlagen beim Schlüsselfertiganbieter nachzufordern.
Manche Firmen zeigen dabei wenig Entgegenkommen. Unter dem Motto "entweder Sie unterschreiben oder ein anderer tut es", lassen sie die zukünftigen Bauherren zappeln oder setzen sie sogar unter Druck. "Das ist kein seriöser Umgang mit einem zukünftigen Vertragspartner", kritisiert Thomas Penningh, Präsident des Verbands Privater Bauherren, und rät Betroffenen in solchen Fällen zur Zurückhaltung. "Wenn schon die ersten Kontakte so unerfreulich sind, dann wirft das kein gutes Licht auf die Firma. Erfahrungsgemäß wird die Kommunikation nach Vertragsabschluss dann noch schlechter. Solche Baustellen machen in der Regel technisch später deutlich öfter Ärger, als Baustellen, bei denen die Firma von Beginn an offen und seriös mit dem Bauherrn umgeht."
Die Spreu trennt sich dabei schon früh vom Weizen, denn bereits bei der Vertragskontrolle zeigt sich, wie die Firma arbeitet. "Wer trotz Aufforderung dem Käufer die Pläne für ein Haus nicht in zur Beurteilung ausreichender Qualität vorlegt, wer auf einen Zahlungsplan mit unrealistischen Vorauszahlungen besteht, wer vernünftige Vertragsänderungen nicht einmal diskutiert und gerechtfertigte Sicherheiten kategorisch ablehnt, der hat vor allem seine eigenen Interessen im Blick. Bauherren sollten mit solchen Firmen keine Verträge abschließen."
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl einer Firma ist auch die Solidität. "Angehende Bauherren sollten sich unbedingt informieren, mit wem sie da bauen wollen. Dabei ist eine Bonitäts-Auskunft nur ein Teil der Prüfaufgaben, die erledigt werden müssen. Viel wichtiger ist die Frage nach Referenzen und dem guten Ruf der Firma. "Ein KO-Kriterium ist eigentlich immer, wenn die Firma dem Bauherrn und seinen eigenen Sachverständigen den Zutritt zur Baustelle verwehrt. Da ist die Frage erlaubt: Was hat die Firma zu verbergen?"