VPB-Experteninterview
Wohnen auf dem Land – im Alter?
BERLIN. Glaubt man den Umfragen, so ist für Senioren das Wohnen auf dem Land weitaus attraktiver als das Leben in der Stadt. Neben mehr Grün und mehr Ruhe freuen sich viele, die das Arbeitsleben hinter sich haben, auf mehr Platz, wünschen sich aber gleichzeitig die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten. Verlockend sind oft die Preise, die für Haus, Wohnung oder Baugrundstück aufgerufen werden. Doch ein Umzug kommt für viele ältere Menschen nicht mehr in Betracht, nur ungern verlassen sie ihr soziales Umfeld und die vertraute Infrastruktur hinter sich. Der Verband Privater Bauherren kann eine verstärkte Bewegung älterer Menschen von der Stadt auf das Land nicht bestätigen: "Wer seine urbane Umgebung schätzt, verzichtet auch im Ruhestand eher ungern auf die Dichte kultureller Angebote, gute Einkaufsmöglichkeiten in Reichweite und ein breit gefächertes Spektrum des Gesundheitssektors", so die Einschätzung der VPB-Bauherrenberaterin und Architektin Irmtraud Swoboda aus dem hessischen Braunfels. Wer im Alter aus der Stadt hinaus auf das Land ziehen wolle, sollte zuvor sehr gut analysieren, welche Angebote es am geplanten Standort gebe. Wichtig sei es auch, mit klarem Blick in die Zukunft zu blicken. "Die eigene Mobilität verändert sich, das darf man nicht vergessen. Auch die Infrastruktur ist nicht in Stein gemeißelt. Gerade im stationären Einzelhandel ist der Wandel stetig – und Wege zum täglichen Einkaufen können weiter werden." Insbesondere die Wohnsituation gelte es analytisch anzugehen. Wer sich für eine neue Wohnung oder ein Haus entscheidet, sollte auf eine barrierearme Gestaltung der Räume achten, sagt Architektin Swoboda, die auch rät, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen: "Der Kauf einer Immobilie für das Alter will gut überlegt sein und sollte auch nicht ohne den geschulten Blick und professionellen Rat von Fachleuten erfolgen. Diese analysieren eine Immobilie und ihre Lage sorgfältig."