Ökologische Dämmstoffe bevorzugen!
Zehntausende Privathäuser sind inzwischen mit Polystyrol gedämmt. Neubauten, wie auch Altbauten. Wer schlüsselfertig baut, der bekommt fast keine Alternativen angeboten. Auch im Altbau gelten Wärmedämmverbundsysteme aus Polystyrol als praktisch alternativlos. Wird aber Polystyrol, das mit dem als Schadstoff klassifizierten Brandhemmer HBCD versetzt ist, dadurch eventuell als gefährlicher Abfall eingestuft, dann haben viele Bauherren ein Problem: Ihr umweltfreundliches, weil energiesparendes, Heim wird durch die Veränderungen der Abfallklassifizierung zum Umweltproblem, ihre Dämmung zum Sondermüll.
Neue Polystyrole enthalten nun zwar einen anderen Brandhemmer. Wer aber neu baut oder saniert, der sollte sich immer überlegen, ob Baustoffe für ihn bedarfsgerecht sind oder ob er sich Alternativen sucht. Dipl.-Ing. Thomas Penningh, Leiter des VPB-Regionalbüros Braunschweig und VPB-Präsident, dazu im VPB-Experteninterview:
Antwort:
Die ökologischen Dämmstoffe sind nach wie vor ein Nischenprodukt. Die meisten Bauherren kennen sie gar nicht. Sie machen sich nach unserer Erfahrung auch wenig Gedanken über Konstruktion und Materialien ihres Hauses. Sie verlassen sich vielmehr darauf: Was in Deutschland gebaut wird, das ist in Ordnung und sicher.
Antwort:
Im Prinzip natürlich schon, vorausgesetzt, jeder hält sich an die Vorschriften. Und wir wollen hier auch bewährte Produkte keineswegs verteufeln! Das Problem ist aber ein anderes: Regeln und Vorschriften ändern sich. Sie werden neuen Erkenntnissen angepasst. Vor allem die Energieeinsparung wird vorangetrieben, denn wir wollen ja den Klimawandel aufhalten.
Antwort:
Ziel der Bundesregierung ist die Reduzierung der Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020. Bis 2050 sollen sogar 80 bis 95 Prozent eingespart werden - im Vergleich zu 1990. Schaffen wollen wir das vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz.
Ein Schwerpunkt dabei ist die Energieeinsparung durch Dämmung. Wer neue Häuser gut dämmt und ungedämmte Immobilien nachrüstet, der spart dadurch Energie und reduziert den CO2-Ausstoß. Das ist eine sinnvolle Möglichkeit der Energieeinsparung. Wenn wir nun aber bei der Herstellung der Dämmstoffe wiederum fossile Grundstoffe einsetzen und bei der Produktion viel Energie verbrauchen, dann schützen wir das Klima nicht optimal. Und wenn wir dann noch feststellen, dass einige Baustoffe, die wir einsetzen, die Umwelt schädigen können, müssen wir auch den Entsorgungsaufwand im Blick behalten.
Antwort:
Polystyrol gilt als DAS Dämmmaterial an sich. Weil es aber leicht brennbar ist, wurde es mit dem Brandhemmer HBCD versetzt. Der wiederum gilt als umweltbedenklich. Die Frage ist, ob dadurch HBCD enthaltende Baustoffe als gefährlicher Abfall eingestuft werden. Dann wären sozusagen alle Häuser, die mit diesem Material gedämmt sind, allein durch die Anpassung der Verordnung mit Sondermüll belastet.
Antwort:
Zunächst keine, erst beim Abbruch beziehungsweise bei der Sanierung der Dämmsysteme - die ja inzwischen auch schon bei vielen Altbauten ansteht - müsste das Material entsprechend entsorgt werden. Das dürfte laufen wie beim Asbest: Entsorgung nur durch Fachleute und genaue Dokumentation, wohin der Müll entsorgt wurde.
Antwort:
Wer sein Haus als Wertanlage betrachtet oder gar als Erbe, der wird sicher darauf achten, was er einbaut. Es kann sein, dass Käufer bei solchen Häusern in Zukunft Abschläge vom Preis verhandeln wollen.
Antwort:
Anfangen, nachhaltig zu denken! Und unbedingt nach ökologischen Baustoffen fragen!
Antwort:
Bauexperten diskutieren schon länger über Nachhaltigkeit beim Bauen. Betrachten wir die Wärmedämmung unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, kommen wir automatisch zur ökologischen Wärmedämmung. Gemeint sind Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen. Wir wissen: Diese Materialien dämmen genauso gut wie konventionelle Dämmstoffe.
Hinzu kommt: Der Energieverbrauch bei der Herstellung von ökologischen Baustoffen ist in der Regel erheblich geringer als bei konventionellen. Und die ökologischen Materialien lassen sich deutlich leichter recyceln.
Nicht unterschätzen sollten wir auch den psychologischen Faktor: So wie viele Bauherren heute fair gehandelte Waren bevorzugen oder aufs Auto verzichten, so werden sie sich auch mit energiesparenden, ressourcenschonenden und nachhaltigen Baustoffen im und am Haus wohler fühlen.
Antwort:
Für die Innendämmung von Altbauten sind dampfdiffusionsoffene Materialien ideal. Da bieten sich Mineralschaumplatten oder Calciumsulfatplatten an.
Zur Fassadensanierung eignen sich beispielsweise Holzfaserdämmplatten, die auch gleichzeitig für guten sommerlichen Wärmeschutz sorgen.
Antwort:
Da gibt es noch keine adäquaten ökologischen Baustoffe. Für Bereiche mit hoher Feuchtigkeitsbelastung sind die ökologischen Baustoffe, die aktuell auf dem Markt sind, nicht geeignet. Da die Perimeterdämmung im Sockelbereich und im erdberührten Bereich von Gebäuden eingebaut wird, müssen sie nicht nur Wasser standhalten, sondern eventuell auch hohem Wasserdruck und aggressivem Grundwasser. Dämmstoffe im Keller und Sockelbereich müssen auch robust sein und immun gegen mechanische Beschädigungen. Nicht jedes Material passt zu jedem Untergrund, zu jeder Konstruktion, zu jedem Einbauort.
Antwort:
Am Anfang steht die qualifizierte fachliche Beratung durch unabhängige Experten. Dann folgt die Planung, die die baukonstruktiven und bauphysikalischen Anforderungen am Objekt individuell berücksichtigt. Nächster Schritt ist die fachgerechte Umsetzung. Dabei kommt es maßgeblich auf die Qualifikation der ausführenden Firmen an. Nicht jede kann das!
Antwort:
Noch sind die meisten Öko-Dämmstoffe teurer als die konventionellen Dämmstoffe. Das kann sich erst ändern, wenn die Nachfrage steigt und aus dem Nischen- ein Standardprodukt wird. Dann werden auch die Preise konkurrenzfähig. Höher liegen aber auch die Verarbeitungskosten, weil die Handwerker beim Einbau der ökologischen Dämmstoffe mehr Zeit brauchen. So ist beispielsweise die Vorbereitung des Untergrunds für einen Kalkputz aufwendiger. Der Putz muss auch zweimal aufgetragen werden, statt nur einmal. Das kostet Arbeitszeit und damit Geld.
Oder ein anderes Beispiel: Bei einem Wärmedämmverbundsystem aus Mineralfasermatten können je nach System mehrere Arbeitsgänge notwendig werden, wie etwa das zusätzliche Vorspachteln der Oberfläche der Dämmplatten. Mehr Aufwand verursacht auch der Einsatz von Holzfaserdämmplatten. Die Platten lassen sich schwieriger schneiden, und bei der Verarbeitung kommt es zu einer Staubbelastung.
Antwort:
Ja. Am Anfang steht immer der individuelle Sanierungsfahrplan. Er regelt, was zum Haus passt und was wie und in welcher Reihenfolge erledigt wird. Ein professionell aufgestellter Sanierungsfahrplan erlaubt auch die Stückelung sinnvoller Maßnahmen in einzelne und damit leichter finanzierbare Etappen.
Bauherren sollten sich dazu qualifizierte und unabhängige Experten wählen, die immer den bauphysikalischen Zusammenhang der Wärmedämmmaßnahme betrachten und danach eine Ausführungsempfehlung geben. Die Experten sollten den Bauherren auch die geplante Ausführung erläutern, die Kosten besprechen und die Anforderungen an die Firmen formulieren. Die preiswerteste Maßnahme ist immer die, die auf Dauer ihren Zweck erfüllt und keine Mängel hat.
Antwort:
Am Anfang einer energetischen Sanierung steht die Planungsphase 0. In dieser Phase wird der Experte mit den Bauherren erarbeiten, welche energetische Qualität das Gebäude erreichen soll. Er wird die Rahmenbedingungen klären und eine Bestandsaufnahme der Gebäudesubstanz machen.
Im Sanierungsfahrplan werden dann die energetischen Maßnahmen festgelegt, die aufgrund der Gebäudesubstanz, eventueller Schäden, baukonstruktiver Aspekte und der Anlagentechnik technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll sind.
Anschließend werden Ablauf und zeitliche Reihenfolge der Sanierungsmaßnahmen mit den Bauherren festgelegt. Dabei kann die Sanierung in einem durchgezogen werden oder, wie bereits erwähnt, in Abschnitten.
Wichtig auch: Sollten Änderungen im Sanierungsplan nötig werden, so müssen Alternativen immer wieder dahingehend gecheckt werden, ob sie sich mit den noch geplanten Maßnahmen vertragen.
Antwort:
Informationen und vor allem Beratung bekommen sie zum Beispiel beim VPB. Der VPB hat dazu die beiden Leitfäden Nachhaltig bauen - für die Zukunft planen und Suffizienz - Zukunftstrend Klasse statt Masse herausgegeben. Auch diejenigen, die umweltfreundliche Produkte zertifizieren, haben natürlich Informationen dazu. Beachtenswert sind auch Gütesiegel wie natureplus und weitere, die wir übrigens in unserem VPB-Ratgeber Qualitätssiegel vorstellen.
Antwort:
Eine Förderung von ökologischen Baustoffen wie in der Schweiz mit Minergie Eco oder in Italien gibt es in Deutschland noch nicht. Gerade unter Aspekten einer weitsichtigen Energiepolitik wäre es aber wünschenswert, ähnliche Programme in Deutschland aufzulegen.
Antwort:
Passivhäuser sind heute eine Möglichkeit, energiesparend zu bauen. Bauherren müssen aber wissen, dass es dabei nicht nur auf die Bauweise ankommt, sondern ganz wesentlich auch auf den richtigen Umgang mit dem Passivhaus. Nur wer ein Passivhaus richtig bewohnt, der spart damit auch Energie und schont die Umwelt.
Übrigens müssen Sie im Passivhaus, wie es heute gebaut wird, nicht zwingend ökologische oder nachhaltige Baustoffe einsetzen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre das aber sicher wünschenswert.
Antwort:
Lassen Sie sich immer ausführlich beraten - und zwar firmen- und produktneutral!
Antwort:
Die Förderung von nachhaltigen und umweltfreundlichen Alternativen!
Antwort:
Bautechnik ist Hightech! Da ist gerade unsere Baustoffindustrie wirklich innovativ. Aber sie könnte und sollte mehr daraus machen! Statt vornehmlich erdölbasierte neue Produkte auf den Markt zu bringen, sollte sie noch entschlossener in Richtung Nachhaltigkeit gehen!
Ergänzende Informationen finden Sie u.U. hier:
Bauvertrag - Bauberater - Bausachverständiger - Verbraucherverband - Baufachleute