VPB-Experteninterview
Nebenkosten Hausbau: Nebenkosten beim Hausbau nicht unterschätzen
BERLIN. "Warum Miete zahlen, dieses Haus kostet Sie nur 800 Euro im Monat!" Mit solchen und anderen Summen werben zunehmend Bauträger und auch Makler um Hauskäufer. Sie verschicken zusammen mit dem Exposé auch gleich ein komplettes Finanzierungsmodell. Der Verband Privater Bauherren (VPB) warnt: Solche Musterrechnungen basieren auf idealisierten Voraussetzungen. Sie nehmen keinerlei Rücksicht auf die individuellen Finanzverhältnisse und Möglichkeiten der einzelnen Immobilieninteressenten.
Ein Haus bauen oder kaufen sollte aber nur, wer auch die Belastungen tragen kann. Dazu zählen neben dem eigentlichen Kaufpreis zahlreiche Nebenkosten und Gebühren, die vom Käufer oder Bauherrn getragen werden müssen. Zu diesen Nebenkosten gehören unter anderem die Bearbeitungsgebühren für das Baudarlehen. Je nach Bank werden dafür bis zu einem Prozent der Darlehenssumme fällig. Auch der Notar, der den Haus- oder Grundstückskauf beurkundet, schickt dem Käufer eine Rechnung. Deren Höhe richtet sich nach dem Wert der Immobilie. Gebühren kostet auch die Eintragung der Grundpfandrechte beim Grundbuchamt, rund anderthalb Prozent der Darlehenssumme.
Wer neu baut, der muss auch viel Geld an die öffentlichen Kassen abführen: Dreieinhalb Prozent der Kaufsumme kassiert der Fiskus nämlich mindestens als Grunderwerbsteuer von jedem Bauherrn ein, in manchen Bundesländern sind es inzwischen sogar 6,5 Prozent; diese Grunderwerbsteuer wird auch beim Kauf gebrauchter Immobilien fällig. Wer selbst baut, der muss außerdem eine Bauherrenhaftpflichtversicherung abschließen, und auch die behördliche Baugenehmigung gibt es nicht umsonst: Sie kostet rund 0,2 Prozent der Bausumme. Hinzu kommen beim Neubau noch Vermessungs- und Erschließungskosten. All dies summiert sich zu mehreren tausend Euro. Zwar müssen diese Positionen nur einmal bezahlt werden, dafür aber komplett gleich zu Baubeginn. Dies ist ohnehin eine schwierige Zeit, denn oft kommen weitere Ausgaben hinzu, wie etwa die Doppelbelastung durch Darlehenszahlung und Miete während der Bauzeit und die Umzugskosten. Das drückt manche Bauherren finanziell schnell in die Knie, deshalb, so warnt der VPB, ist es wichtig, die Finanzierung sorgfältig zu planen und auch für die Nebenkosten ein entsprechendes Polster anzusparen.
Wer den Kauf seines Hauses erst einmal gebuckelt hat, so warnt der VPB weiter, der ist allerdings noch nicht aus dem Schneider. Denn die eigene Immobilie kostet auch in Zukunft weit mehr als nur Zinsen und Tilgung, nämlich Unterhalt. Zu den immer wiederkehrenden und unvermeidlichen Kosten gehören nicht nur gemeindliche Gebühren für Müll und Anlieger, Kosten für Strom oder Heizung, sondern auch alle Reparaturen am Haus. Bei Eigentumswohnungen wird in der Regel über die Umlage auch eine Instandhaltungspauschale eingezogen und angespart. Private Hausbesitzer drücken sich gerne um diese Rücklage herum. Der VPB rät aber auch Privatleuten, regelmäßig kleinere Summen zurückzulegen. Denn wer bereits mit hohen Zins- und Tilgungszahlungen sein monatliches Budget ausreizt, der hat im Notfall keine Reserven, um Dach, Fenster oder Heizungsanlage reparieren zu lassen.