VPB-Experteninterview
Neuer VPB-Ratgeber: Baugruppen sollten Projekt gut vorbereiten
BERLIN. "Das Bauen in der Gemeinschaft ist eine gute Idee, allerdings kann dabei auch viel schief gehen", weiß Bausachverständiger Klaus Kellhammer, Vorstandsmitglied des Verbands Privater Bauherren (VPB) und Leiter des VPB-Büros Tübingen. "Die Organisation einer Baugemeinschaft ist weitaus komplexer als die einer Wohneigentumsgemeinschaft im klassischen Sinne." Damit das Bauen in der Gruppe tatsächlich Geld spart und Nerven schont, hat der VPB jetzt einen neuen Ratgeber zum Thema herausgegeben. Er heißt "Bauen in der Gemeinschaft" und kann kostenlos im Servicebereich unter www.vpb.de heruntergeladen werden.
Die meisten Baugruppen, die heute schon in Deutschland aktiv sind, gehen auf Initiativen von engagierten Architekten zurück. Sie entdecken ein reizvolles Grundstück, beispielsweise eine Gewerbebrache, entwickeln Pläne dafür und gewinnen die Kommunen für ihre Ideen. Erst wenn sie Pläne, Grundstückszusage und behördliches Okay haben, machen sie sich auf die Suche nach weiteren Mit-Bauherren und Finanziers. "Mit solchen Initiativen ist viel Herzblut verbunden", beobachtet Klaus Kellhammer. "Wer sich so lange und intensiv mit einem Objekt beschäftigt hat, der möchte natürlich die Kontrolle später nicht mehr aus der Hand geben. Am liebsten wären manchem engagierten Planer schweigende Mitfinanziers."
Besondere Vorsicht sollten Baugruppen immer dann walten lassen, wenn der Architekt, der das Objekt betreut, auch Initiator und Mitglied der Baugemeinschaft ist. "Dann", resümiert Bauherrenberater Kellhammer aus praktischer Erfahrung, "besteht die Gefahr, dass er die Gruppe dominiert und die Vorstellungen der anderen Mitstreiter nicht ausreichend berücksichtigt werden. Unter dem Motto: Das geht planerisch nur so, versuchen manche Architekten ihre Ideale durchzusetzen. Laien können das dann nur schwer widerlegen."
Genauso problematisch ist es, wenn der Planer und Initiator auch die Abrechnung macht, also als Projektsteuerer auftritt. "Er kontrolliert sich damit praktisch selbst. Das führt erfahrungsgemäß zu Streit in der Gruppe", weiß der Bauherrenberater und rät, hier klar zu trennen zwischen dem planenden Architekten und dem die Ausgaben kontrollierenden Projektsteuerer.
Wer in der Gruppe planen und bauen möchte, der lässt sich – so die Erfahrung des VPB – auf mehrere Jahre Diskussion, mitunter Streit ein. "Das sollten Interessierte wissen. Wer schon Elternabende wegen ausufernder Debatten scheut, der tut sich damit sicher schwer." Für diese Menschen sind Wohneigentumsanlagen unter Umständen besser geeignet. Dort ist die rechtliche Seite geklärt und es bleibt genügend Spielraum, eigene planerische Ideen in der Gemeinschaft einzubringen. In den nächsten Jahren werden viele ältere Wohneigentumsgemeinschaften ihre meist in den 1970er und 1980er Jahre gebauten Anlagen energetisch sanieren und möglicherweise sogar umbauen müssen. "Dabei sind innovative Ideen gefragt", weiß Bausachverständiger Kellhammer. "Gerade in großen Anlagen gibt es technisch reizvolle Möglichkeiten. Bis hin zum Passivhaus oder gar zum Stromerzeuger ist theoretisch alles denkbar. Wohnungseigentümer können ihre Ideen in ihre Gemeinschaft einbringen und versuchen, sie demokratisch durchzusetzen." Bei Planung und Realisierung werden sie dann von unabhängigen Sachverständigen unterstützt.
>> VPB-Ratgeber_Baugruppen_Bauen-in-der-Gemeinschaft.pdf(79 KB)