VPB-Experteninterview
Preiswert bauen: VPB-Expertentipps: Preiswert bauen durch kluge Planung
BERLIN. Bauen wird immer teurer. Damit sich auch in Zukunft noch viele Menschen den eigenen Hausbau leisten können, hat der Verband Privater Bauherren (VPB) verschiedene Einsparmöglichkeiten für den Einfamilienhaussektor untersucht.
Zu den Hauptproblemen beim Bauen gehören nach den Erfahrungen des VPB unklare Leistungsbeschreibungen und fehlende Transparenz bei Wohnungsbau-Angeboten. Zwar haben alle privaten Bauherren seit Inkrafttreten des Bauvertragsrechts Anfang 2018 das Recht auf eine detaillierte Baubeschreibung, wenn sie ohne eigenen Planer einen Neubau von einem Unternehmer aus einer Hand errichten lassen wollen. Aber die meisten bislang angebotenen Baubeschreibungen entsprechen längst nicht dem, was angehende Bauherren benötigen, um Angebote beurteilen und mit anderen vergleichen zu können. Deshalb ist es sinnvoll, wenn angehende Bauherren bereits diese Baubeschreibung von unabhängigen Sachverständigen prüfen lassen, um zu klären, ob sie wirklich alles nötige und gewünschte enthält. Steht die Planung auf soliden Füßen, sind spätere – teure – Umplanungen und Nachbesserungen überflüssig!
VPB-Bauherrenberater sind auf solche Prüfungen spezialisiert. Die Erfahrungen zeigen: Werden Bauherren bereits frühzeitig eingehend beraten, können sie im Schnitt pro Einfamilienhaus den Gegenwert eines Kleinwagens einsparen, weil Mängel rechtzeitig erkannt und die Bauqualität vertraglich nachgebessert werden.
Das Sparen beginnt beim Grundstück: Je kleiner es ist, desto preiswerter ist es auch. Vor allem beim Bau von Reihen- und Doppelhäusern lassen sich Grundstücke klein halten. Achten müssen die Bauherren dann allerdings auf guten Schallschutz. Besonders günstig sind Erbbaugrundstücke. Bauinteressierte können bei Kommunen und Kirchengemeinden danach fragen. Beide vergeben traditionell Grundstücke in Erbpacht, bevorzugt an junge Familien.
Viel Geld sparen lässt sich bei der Wahl der richtigen Hausform. Wer klare Grundrisse wählt, im Innern auf massive Wände verzichtet, wer glatte Fassaden ohne Erker, Vor- und Rücksprünge bevorzugt und wer auf Wintergärten, eingezogene Balkone und Dachterrassen verzichtet, der kann sein Budget schonen. Auch wer sich mit 120 Quadratmetern Wohnfläche statt mit 150 zufrieden gibt, der spart direkt am Material – und später an der Unterhaltung. Kleiner ist immer auch nachhaltiger!
Gutes Geld lässt sich auf dem Dach sparen. Wer anstelle einer Gaube ein Dachflächenfenster montiert, der erwirtschaftet damit schon fast die Küchenmöblierung. Auch die Dacheindeckung birgt Potenzial: Wählen die Bauherren statt edlen Schiefers traditionelle Falzziegel, sparen sie gut die Hälfte der Kosten ein. Entscheiden sie sich für moderne Betondachsteine, wird es noch günstiger.
Kontrovers diskutiert wird in vielen Familien über den Keller. Soll er gebaut werden oder lieber nicht? Wer auf den Unterbau verzichtet, der spart im Schnitt einen Mittelklassewagen ein. Ein Keller ist heute auch nicht mehr unbedingt nötig, denn moderne Haustechnik kann in einem kleinen Raum zu ebener Erde oder sogar unter der Dachschräge montiert werden. Bitte sorgfältig abwägen: Ein Keller lässt sich nachträglich nicht mehr einbauen.
Geld und vor allem Zeit spart auch, wer statt massiver Außen- und Innenwände preiswerte Häuser in Holztafelbauweise bevorzugt. Deren schnelle Montage innerhalb weniger Tage spart Baukosten, vor allem aber Bauzeit. Die Bauherren können schneller ins eigene Haus einziehen. Das bringt rund drei Monatsmieten. Diese Summe reicht im Schnitt schon für die Bodenbeläge im neuen Haus.
Wer auf solide Grundmauern nicht verzichten möchte, der kann im Innern des Hauses am Material sparen: Leichte Trennwände sind preiswerter als massive. Der Einbau geht schnell, macht kaum Schmutz, und die trockenen Wände können sofort tapeziert oder angelegt werden. Lange Austrocknungszeiten entfallen. Die Bauherren können drei bis vier Wochen früher einziehen als beim herkömmlichen Massivbau.
Wer statt einer Garage einen Carport im Garten aufstellt, der kann beim Autounterstand rund die Hälfte der Baukosten sparen. Dank der offenen Bauweise braucht der Carport außerdem gegenüber der herkömmlichen Garage weniger Fläche und lässt sich naturnah gestalten.
Bis zu 20 Prozent spart, wer beim Hausbau selbst Hand anlegt. Allerdings warnt der VPB Bauherren vor Überschätzung der eigenen Kräfte. Neben handwerklichem Geschick brauchen die Bauherren nämlich auch viel Zeit, eigene Werkzeuge, Maschinen und Helfer. Außerdem muss die Eigenhilfe zeitlich mit dem übrigen Bauablauf harmonieren. Auch hier rät der Verbraucherschutzverband dringend zur Beratung im Vorfeld, damit Bauherren bei der Selbsthilfe nicht in Verzug geraten. Wer selbst baut, der muss sich und seine Helfer außerdem selbst zusätzlich versichern. Bei der gesetzlichen Unfallkasse zu versichern sind immer die Helfer am Bau, für die Bauherren selbst gibt es mitunter anderswo günstigere Angebote.
Wer sich eine Liste macht und kritisch ans Thema herangeht, der findet an seinem Traumhaus viele Details, die er sich zwar wünscht, aber nicht wirklich benötigt: Braucht und nutzt die Familie die geplante Sauna tatsächlich? Benötigt die dreiköpfige Gemeinschaft wirklich eine Wellness-Oase als Bad? Die übergroße Whirlpool-Wanne kostet viel Geld, später Wasser und Strom – und sie muss regelmäßig gepflegt und gewartet werden. Was bringt der offene Kamin – außer Arbeit und Rußspuren an der Decke? Muss die Küche vom führenden Hersteller kommen? Im übernächsten Jahr ist sie schon wieder unmodern. Brauchen die Hausbesitzer Vollholz- oder Ganzglastüren zum Wohlbefinden? Es gibt teure und preiswerte Innentreppen; gleiches gilt für Boden- und Treppenbeläge, Fensterbänke, Wandverkleidungen und Sanitärobjekte. Wer sich umschaut und in Ruhe sucht, kann viel sparen. Dabei gilt ohnehin: Ausstattung unterliegt der Mode. Was eben noch teuer verkauft wird, weil es gerade hip ist, ist nächstes Jahr schon wieder out! Klassiker dagegen sind meist zweckmäßig und preisgünstig! Es lohnt sich deshalb, bei der Bemusterung kühlen Kopf zu bewahren und lieber erst mal zu schauen, was im Paketpreis fürs Haus enthalten ist, möglicherweise ist das völlig ausreichend!
Geld spart - auf lange Sicht - auch, wer schon in jungen Jahren an später denkt und vorausschauend seinen Alterssitz plant. Der VPB setzt sich seit langem für den barrierefreien Bau von Familienhäusern ein und versucht, Architekten und Anbieter von Schlüsselfertighäusern für den Gedanken zu gewinnen, barrierefreie, rollstuhlgerechte Häuser zum Standard zu erheben. Bereits in der Planung, so die Erfahrung der VPB-Berater, können nämlich breite Türöffnungen, ausreichend Bewegungsflächen vor allen Türen, große Bäder und stufenlose Eingänge vorgesehen werden, ohne die eigentlichen Baukosten zu erhöhen. Vorausschauende Planung ist in jedem Fall billiger als der spätere, nachträgliche Umbau des Hauses.