VPB-Experteninterview
VPB kritisiert Erhöhung der Grunderwerbsteuer
BERLIN. "Mit der Erhöhung der Grunderwerbsteuer in immer mehr Bundesländern rückt das eigene Heim für viele junge Familien in weite Ferne", kritisiert Thomas Penningh, Präsident des Verbands Privater Bauherren (VPB). "Neben den gestiegenen Baukosten und den gerade in Ballungsgebieten anziehenden Grundstückspreisen, kommt nun noch die Grunderwerbsteuer als Hindernis hinzu." Mit Rheinland-Pfalz und Berlin, die beide aktuell die Grunderwerbsteuer auf fünf Prozent anheben, liegt nun in der Hälfte der Bundesländer der Grunderwerbsteuersatz bei fünf Prozent. Fünf Prozent kassieren Brandenburg, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Nur noch in Bayern, Hessen und Sachsen werden die Bauherren mit lediglich 3,5 Prozent zur Kasse gebeten. Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt nehmen 4,5 Prozent, im Saarland liegt die Grunderwerbsteuer bei vier Prozent.
Grunderwerbsteuer kassieren die Länder ja nicht nur auf die Grundstücke", erläutert Bausachverständiger Penningh, sondern heutzutage in aller Regel auf das gesamte Haus. Schuld daran sind die Schlüsselfertigimmobilien, für die sich inzwischen rund drei Viertel aller Bauherren entscheiden, und das nicht etwa freiwillig, sondern weil sie fast keine andere Wahl haben. Kommunen verkaufen nämlich Baugrundstücke oft nicht mehr direkt an private Bauherren, sondern lieber an Investoren, die dann das Areal entwickeln und in Form von Schlüsselfertigobjekten vermarkten. Werden Haus und Grund aber als Paket erworben, wird auch die Grunderwerbsteuer auf den Gesamtpreis fällig. Bei einer Erhöhung um 1,5 Prozent sind das beim durchschnittlichen Reihenhaus über 3.000 Euro."
Auch bei gebrauchten Immobilien haben Käufer schlechtere Karten. Denn die Grunderwerbsteuer, die der Staat ja bei jedem neuerlichen Verkauf derselben Immobilien wieder in Rechnung stellt, wird auch beim Altbau auf den Gesamtpreis aus Haus und Grundstück fällig. Das ist unangemessen, denn viele Altimmobilien, die heute am Markt sind, müssten eigentlich abgerissen und neu gebaut werden, damit sie ökologisch und wirtschaftlich betrieben werden können", erläutert Thomas Penningh. Wer aber erst einmal auf den Altbau Grunderwerbsteuer bezahlt hat, der tut sich mit dem Abbruch schwer, weil er damit bares Geld aus dem Fenster wirft." Das ist nach Ansicht des VPB nicht im Sinne der nachhaltigen Entwicklung. Der VPB spricht sich deshalb mit anderen Spitzenverbänden der Immobilienwirtschaft gegen die weitere Erhöhung und für eine Deckelung der Grunderwerbsteuersätze bei zwei bis maximal drei Prozent aus.