VPB-Experteninterview
VPB rät: Nasse Keller schnell trocknen!
BERLIN. Die ersten Gewitter sind über Deutschland gezogen und haben vielerorts Keller unter Wasser gesetzt. "Steht das Wasser im Haus, dann ist höchste Eile geboten", mahnt Bausachverständiger Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren (VPB). "Das Wasser beginnt umgehend mit der Zerstörung der Substanz, und feuchte Wände sind idealer Nährboden für Schimmel. Deshalb ist es wichtig, das Wasser so schnell wie möglich zu stoppen und dann wieder aus dem Keller zu pumpen."
Ist das Wasser abgepumpt, muss alles Nasse aus dem Keller geräumt werden. Dabei sollten Hausbesitzer nicht zu zaghaft vorgehen: Durchweichte Teppiche, nasse Möbel, alle feuchten Tapeten müssen möglichst schnell entsorgt werden, rät Thomas Penningh. "Sie sind ohnehin nicht mehr zu retten."
Erst wenn alles draußen ist, können Fachleute mit dem Trocknen der Bausubstanz beginnen. "Mit Heizen und Lüften allein ist das in der Regel nämlich nicht getan", weiß Bausachverständiger Penningh. "Die meisten Hausbesitzer unterschätzen die Wassermengen, die sich in Hohlräumen sammeln.
Vor allem Böden haben ihre Tücken: Hat der Keller einen Verbund-Estrich, kann die Feuchte mit einem Kondensationstrockner entfernt werden. Die Methode hat sich bewährt: Der Kondensationstrockner saugt die feuchte Raumluft an. Im Gerät wird die Luft dann so lange abgekühlt, bis sie kondensiert. Das Kondenswasser wird aufgefangen und über ein Schlauchsystem abgeleitet. Die trockene Luft wird wieder zurück in den feuchten Raum geblasen, wo sie von Neuem Feuchte binden kann. "Das Ganze dauert eine Weile, führt aber zum Erfolg", resümiert der Baufachmann.
Komplizierter ist die Trocknung von schwimmendem Estrich. Hat der Keller unter Wasser gestanden, dann ist das Wasser meist über die Randfugen zwischen Rohdecke und Estrich gelaufen. Dort steht es nun - gefangen zwischen den beiden Schichten. "Um den Boden wieder auszutrocknen, muss der gesamte Bereich mit trockner Luft unterströmt werden", erläutert Thomas Penningh das komplizierte Verfahren, das nur ein Fachbetrieb leisten kann. "In jedem Fall sollte zunächst ein Bausachverständiger den Schaden begutachten. Er weiß, welche Trocknungsmethode in Frage kommt und ob Trocknen allein ausreichend ist." Ist dies der Fall, und ist die Trocknungsfirma schnell genug vor Ort, bevor weiterer Schaden entsteht, werden Arbeit und Erfolg der Trocknung genau dokumentiert.
Kommt sachverständige Hilfe erst spät, und das eingedrungene Wasser steht in der Zwischenzeit mehrere Tage auf der Bodenplatte oder der Dampfbremse, so muss der Hausbesitzer mit weiteren, erheblichen Schäden rechnen: Schimmelpilzbildung oder Keimbildung drohen. Verkeimungen sind vor allem bei Hochwasserschäden und Abwasserschäden zu erwarten. "In so einem Fall", erläutert Thomas Penningh, "reicht die Trocknung allein nicht mehr aus. Die nassen Bauteile müssen desinfiziert werden. Bei massivem Schimmelpilzbefall müssen Wärme-, Trittschalldämmung und Estrich unter Umständen sogar ganz ausgebaut und erneuert werden. Wie umfangreich die Sanierung ausfallen muss, das klärt der Sachverständige vor Ort."