VPB-Experteninterview
VPB rät: Wärmepumpe muss immer zum Haus passen
BERLIN. Die richtige Heiztechnik spielt im Neubau wie auch bei der Sanierung eine wichtige Rolle. "Wärmepumpen sind heute Stand der Technik", erläutert Bausachverständiger Dipl.-Ing. Thomas Weber, Leiter des Regionalbüros Fulda im Verband Privater Bauherren (VPB). "Dabei sollten sich Bauherren gut beraten lassen, denn entscheidend für die Auswahl der richtigen Wärmepumpe sind nicht nur der Anschaffungspreis, sondern auch die baulichen Gegebenheiten – die Wärmepumpe muss zum Haus und Grundstück passen."
Nach Erfahrung des VPB lassen sich viele Bauherren von der Werbung zu Fehlkäufen verführen. "Sie entscheiden sich nach dem Prospekt für Anlagen, die angeblich 60 oder 70 Grad Celsius heiße Vorlauftemperaturen erzeugen. Das klingt gut, aber die Werbung verschweigt geflissentlich andere Aspekte, wie etwa die Arbeitszahl oder die Leistungszahl, die erst zusammen mit den Vorlauftemperaturen Aufschluss über die wahre Effizienz der Anlage geben." Käufer gehen dann von falschen Voraussetzungen aus und wundern sich, wenn die Wärmepumpe nicht so effizient arbeitet, wie im Prospekt beschrieben. "Damit das nicht passiert, ist das A und O bei der Auswahl der Heiztechnik die ausführliche Energieberatung vor Ort. Nur so erfahren Immobilienbesitzer, welches System für ihr Haus das Beste ist."
Fällt dabei die Entscheidung grundsätzlich pro Wärmepumpe, hat der Bauherr die Wahl zwischen vier Typen: Luft-Wasser-, Sole-Wasser-, Wasser-Wasser- oder Abluft-Wärmepumpen. "Alle Modelle eignen sich für Ein- und Zweifamilienhäuser – mit wenigen Einschränkungen: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe etwa sollte wegen der Geräuschentwicklung Abstand zum Nachbarn halten. Die für die Sole-Wasser-Wärmepumpe notwendigen Bohrungen müssen fünf Meter Grenzabstand einhalten. Und ein Wasser-Wasser-Modell braucht natürlich eine geeignete Wärmequelle."
Wie effizient die Wärmepumpen arbeiten, das hängt neben der Technik auch von den Anschaffungs- und den Nebenkosten ab. Ein normales Einfamilienhaus benötigt im Durchschnitt pro Jahr 9.000 bis 10.000 Kilowattstunden Heizenergie. Luft-Wasser-Wärmepumpen kosten in der Anschaffung rund 1.300 Euro pro Kilowatt (kW) benötigter Heizleistung. Sole-Wasser-Modelle schlagen mit etwa 2.000 Euro pro Kilowatt zu Buche – einschließlich der Wärmequelle, also etwa der Bohrung oder der Verlegung des benötigten Flächenkollektors im Garten. Eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe liegt preislich ebenfalls bei rund 2.000 Euro pro Kilowatt, wobei hier eventuell weitere Kosten für den Bau eines Saug- und Schluckbrunnens einkalkuliert werden müssen. Die Abluft-Wärmepumpe rangiert preislich zwischen 3.500 und 4.000 Euro pro Kilowatt einschließlich des benötigten Kanalnetzes. In den Preisen sind alle Anschlusskosten auf der Wasserseite enthalten. Hinzu kommt die Elektrik mit weiteren 1.000 bis 1.500 Euro, etwa für den notwendigen zweiten Zählerschrank.
Wärmepumpen eignen sich gut für Gebäude mit einem Heizleistungsbedarf unter 8 bis 10 Kilowatt. Idealerweise sollte die gewonnene Wärme dann auch über eine Fußbodenheizung verteilt werden. Sie benötigt nur niedrige Vorlauftemperaturen. "Unter Umständen", so weiß Bausachverständiger Weber, "funktioniert das auch im sanierten Altbau. Sind die Fassaden erst einmal gedämmt, erweisen sich die alten Heizkörper in der Regel als überdimensioniert. Sie lassen sich dann aber mit geringeren Temperaturen noch gut zur Wärmeverteilung nutzen." Ineffizient wird die Wärmepumpe immer dann, wenn der Warmwasserbedarf den Heizwärmebedarf übersteigt und wenn hohe Vorlauftemperaturen im Wärmeverteilsystem benötigt werden. Je heißer das Wasser sein muss, umso schneller sinkt die Effizienz der Wärmepumpe.
Die Amortisierung der Wärmepumpe hängt vom Einzelfall ab, weiß Thomas Weber und rechnet den Vergleich: "Bei einer Heizlast von 10 Kilowatt kostet die Luft-Wasser-Wärmepumpe rund 13.000 Euro, die Betriebskosten liegen bei etwa 1.100 Euro. Zum Vergleich kostet die Gasbrennwerttherme etwa 4.500 Euro bei jährlichen Betriebskosten von 1.800 Euro. Aus der Differenz der Heizkosten von 700 Euro pro Jahr muss die Mehrinvestition erwirtschaftet werden. Das heißt, nach etwa zwölf Jahren amortisiert sich die Anlage, wobei die Zinsen für die Mehrinvestition noch nicht berücksichtigt sind."