VPB-Experteninterview
Chancengleichheit fängt an der Haustür an
VPB begrüßt das Vorhaben der Ampel-Koalition, das selbstgenutzte Wohneigentum zu fördern.
Das neugewählte Regierungsbündnis hat in seinem Koalitionsvertrag die Förderung der privaten und selbstgenutzten Immobilien angekündigt. Der Erwerb von Wohneigentum soll erleichtert werden, indem eigenkapitalersetzende Darlehen angeboten werden.
Corinna Merzyn, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Privater Bauherren, begrüßte ausdrücklich das Vorhaben der Koalitionäre: "So schafft die Politik endlich den Schritt in Richtung mehr Chancengleichheit – denn für Familien ohne wohlhabendes Elternhaus ist das Thema Eigenkapital beim Immobilienerwerb meist die größte Hürde. Wer sich hier nicht auf finanzielle Hilfe der Familie stützen kann, dem bleibt bisher der Weg ins eigene Heim trotz soliden eigenen Einkommens oft versperrt. Aufstieg durch eigene Leistung wird so systematisch erschwert. Denn gerade für mittlere Einkommen wurde es bei den steigenden Immobilienpreisen in den vergangenen Jahren immer schwieriger, das von den Banken geforderte Eigenkapital nachzuweisen. Die angekündigten Tilgungszuschüsse und Zinsverbilligungen sind deshalb dringend notwendige Maßnahmen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, ist doch die Frage des Wohnens in den eigenen vier Wänden nicht nur ein großer Wunsch der meisten Menschen in Deutschland. Die beklagenswert niedrige Wohneigentumsquote lässt Deutschland auch im internationalen Ranking der Vermögensungleichheiten immer wieder abgeschlagen auf den hintersten Plätzen landen. Das muss sich ändern."
Auch die Ankündigung der Parteien, die lineare Abschreibung beim Neubau von Wohnungen von zwei auf drei Prozent anzuheben, stößt beim VPB auf positives Echo: "Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung und dringend nötig. Denn die Haustechnik stellt heute einen immer größeren Anteil der Gesamtkosten dar. Da sie regelmäßig nach einigen Jahren ersetzt werden muss, kann man sie nicht mehr wie bisher über 50 Jahre Lebensdauer steuerlich ansetzen."
Skeptisch bleibt der VPB bei der Ankündigung der Ampel-Koalition, die Bundesländer zu einer ermäßigten Grunderwerbssteuer zu motivieren.
"Diese Erwerbsnebenkosten sind meist so hoch, dass sie eine enorme Hürde darstellen und die eigenen vier Wände nennenswert verteuern. Für Schwellenhaushalte muss es aber in Zeiten sinkender Renten künftig möglich sein, im Alter mietfrei in der eigenen Wohnung zu wohnen. Diese Vorsorge zu ermöglichen ist letztlich auch eine soziale Frage, die es politisch nachhaltig zu gestalten gilt", so VPB-Hauptgeschäftsführerin Merzyn.
Um den Erwerb von selbstgenutztem Eigentum attraktiver zu machen, sollen die Länder, die derzeit bis zu 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer erheben, auf Einnahmen verzichten. Dafür sehen die Koalitionäre eine Kompensation durch Bundesmittel vor. Finanziert soll dies durch Schließung von Steuer-Schlupflöchern (etwa bei "Share-Deals"). "Die Umsetzung dieses Vorhabens muss dringend verbindlich und zeitnah festgeschrieben werden", betont Merzyn, "sonst bleibt es bei Ankündigung und damit ein zahnloser Tiger."