VPB-Experteninterview
VPB begrüßt Baukindergeld
BERLIN. "Das neue Baukindergeld ist eine gute Sache vor allem für junge Familien mit mehreren Kindern", lobt Corinna Merzyn, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Privater Bauherren (VPB). Noch ist das Gesetz nicht verabschiedet, aber die Große Koalition einigt sich in immer mehr Details. In den Genuss der geplanten staatlichen Zulage kommen demnach voraussichtlich Eltern mit Kindern unter 18 Jahren. Pro Kind soll es 1.200 Euro Baukindergeld im Jahr geben und das bis zu zehn Jahre lang. Außerdem erhöht jedes Kind die Einkommenshöchstgrenze: Infrage kommt Baukindergeld für Familien mit einem zu versteuernden Jahres-Haushaltseinkommen bis zu 75.000 Euro. Wobei für jedes Kind weitere 15.000 Euro Freibetrag hinzukommen. Eine unlängst diskutierte Begrenzung der Wohnfläche ist vom Tisch. Abgewickelt werden soll das Baukindergeld voraussichtlich über die KfW.
"Mit diesen Voraussetzungen geht das Baukindergeld an eine Klientel, die es heute vielfach schwer hat. Junge Familien haben hierzulande oft kaum noch die Chance, Eigentum zu erwerben", erläutert Corinna Merzyn und bezieht sich dabei auf Studien des renommierten Pestel Instituts im Auftrag des Verbändebündnisses Wohneigentum. "Lange Ausbildungen, verspäteter Einstieg in den Beruf mit unsicheren Zeitverträgen wie auch eklatant gestiegene Preise mit entsprechend anziehenden Nebenkosten, wie der Grunderwerbsteuer, machen es vielen Menschen schwer bis unmöglich, ausrechend Geld für eine Immobilie anzusparen und den nötigen Kredit von den Banken zu bekommen. Das neue Baukindergeld wird zumindest bei Familien das Eigenkapitalpolster erhöhen, allerdings muss nun dringend die Grunderwerbssteuerspirale gekappt werden, denn das Baukindergeld nimmt der Staat vielerorts gleich wieder als Steuer zurück."
"Eine Familie mit zwei Kindern zahlt in den fünf Bundesländern mit 6,5 Prozent Grunderwerbssteuer also ab einem Kaufpreis von knapp 370.000 Euro das Baukindergeld 1:1 als Steuer zurück", so Corinna Merzyn.
Zu den Kostentreibern am Bau zählen nach Erfahrung des VPB aber gerade bei Vorhaben privater Bauherren, die schlüsselfertig bauen, auch oft unzureichende Planung und Bauqualität. "Bauherren, die komplexe Schlüsselfertig-Verträge unterzeichnen, ohne die Details bautechnisch wirklich abschätzen zu können, gehen damit unkalkulierbare Risiken ein. Baumängel, die nicht rechtzeitig entdeckt werden, Zahlungspläne, die weit mehr Geld einfordern, als bereits an Gegenwert gebaut ist, Bauzeiten, die nicht eingehalten werden, all dies belastet das familiäre Budget und Nervenkostüm womöglich noch nach Jahren. Das Baukindergeld sollte Bauwillige deshalb nicht dazu verleiten, die Bau- und Qualitätskontrolle am eigenen Heim zu vernachlässigen", rät die Fachfrau, sonst freuen sich nur Anbieter, die womöglich ihren Anteil am Baukindergeld über höhere Preise abschöpfen und in Zeiten großer Nachfrage leider oft auch als relativ ungelernte Neueinsteiger auf den Markt drängen."