VPB-Experteninterview
VPB rät Bauherren: Beim Immobilienkauf auch auf die Heizkörper achten
BERLIN. "Bauen kostet Geld, deshalb sparen Baufirmen, wo sie können. Oft auch an Details, wie den Heizkörpern", so beobachtet Dipl.-Ing. (FH) Marc Ellinger, Sachverständiger im Verband Privater Bauherren (VPB) und Leiter des VPB-Regionalbüros Freiburg-Südbaden.
Entscheidend für die Dimensionierung der Heizung in den einzelnen Räumen ist die Wärmebedarfsberechnung. Sie ist Teil der Planungsunterlagen. Mit dieser Berechnung wird der Wärmebedarf jedes beheizten Raums individuell ermittelt. Die Heizlast, also die für eine bestimmte Raumtemperatur nötige Wärmezufuhr, wird entweder über Fußbodenheizung oder über einzelne Heizkörper übertragen. In Räumen mit Fußbodenheizung wird die Heizlast über den Boden und die Verlegedichte der Heizungsleitungen erreicht, bei Heizkörpern durch die entsprechende Größe beziehungsweise Anzahl der Heizkörper.
"Aber ob ein Raum später von den Bewohnern als thermisch behaglich empfunden wird oder nicht, das hängt maßgeblich von der Verteilung der Heizkörper und ihrer Position im jeweiligen Raum ab", erläutert Marc Ellinger. "Werden mehrere kleine Heizkörper installiert, wird die Wärme auch gleichmäßig im Raum verteilt. Bewohner empfinden das als behaglich."
Tatsächlich machen aber viel Baufirmen das Gegenteil: Weil jeder Heizkörper Geld kostet, montiert und ans Rohrleitungsnetz angebunden werden muss, versuchen sie, die Zahl der Heizkörper zu senken, oft auf einen pro Raum. "Theoretisch lassen sich zwar auch große Räume mit entsprechend hohen Heizlasten mit nur einem einzigen entsprechend üppig dimensionierten Heizkörper abdecken, aber darunter leidet die Wärmeverteilung im Raum", erklärt der Experte. "Die Reduzierung auf einen Heizkörper wird zwar meist mit dem Gewinn an Stellfläche begründet, was ja auch ein wichtiger Aspekt bei der Planung ist, aber um den Heizmonolithen herum entsteht immer ein als zu warm empfundener Bereich. Erst etwas weiter entfernt kommt die Behaglichkeitszone. Und je weiter weg die Bewohner vom Heizkörper stehen oder sitzen, umso kühler und unbehaglicher empfinden sie die Raumtemperatur."
"Schlecht angeordnete oder überdimensionierte Heizkörper sind in der Regel kein funktionaler Baumangel, aber eine Einschränkung an Wohnkomfort und Behaglichkeit und somit ständiges Ärgernis für die Bewohner. Wenn Wohnkomfort versprochen und als vertraglich vereinbarte Beschaffenheit vereinbart wurde, kann dagegen eine ungünstige Heizkörperanordnung durchaus einen Baumangel darstellen. Weil sich das aber im Nachhinein nur mit erheblichem Aufwand und hohen Kosten korrigieren lässt, wird dann meist erst einmal lang und breit um die Verhältnismäßigkeit der Nachbesserung gestritten", weiß Marc Ellinger und rät deshalb: "Augen auf beim Immobilienkauf!" Bevor Bauherren sich für ein Objekt entscheiden, sollten sie unbedingt die Planung der Heizkörperanordnung anfordern und die Verteilung vom unabhängigen Sachverständigen prüfen lassen, damit die Wohnung später nicht nur warm ist, sondern auch thermisch behaglich.