VPB-Experteninterview
VPB warnt: Eigenhilfe kann teuer werden
BERLIN. Wer selbst beim Bauen Hand anlegt, der kann Geld sparen. "Allerdings nur, wenn die Eigenhilfe sorgfältig vorbereitet und detailliert in den Bauvertrag hineinverhandelt wird", warnt Bauingenieur Volker Wittmann, Sachverständiger beim Verband Privater Bauherren (VPB) und Leiter des VPB-Büros in Regensburg. "Vergessen Bauherren bei der Vertragsgestaltung bestimmte Details, kann die Eigenhilfe sogar zusätzliches Geld kosten statt Ausgaben zu sparen."
Das Problem sind die Schnittstellen. "Immer dann, wenn eine Firma auf den Arbeiten einer anderen aufbaut oder Bauherren ab einem gewissen Punkt selbst die Arbeiten fortführen, muss klar sein, wie die Vorgängerfirma den Bau übergeben muss. Das liegt eigentlich auf der Hand: Maurer müssen Öffnungen für die Fenster, Türen und Leitungen vorsehen, sonst können Fensterbauer und Sanitärinstallateure nicht weiterbauen.
"Solche Schnittstellen sind auch die Außenanlagen", erläutert Volker Wittmann. Die sind in fast keinem Schlüsselfertig-Paket enthalten. Für die meisten Bauherren ergibt sich hier die Möglichkeit zur Eigenhilfe. Dabei übersehen sie oft, dass der Bau der Außenanlagen mehr ist als Hecken pflanzen und Beete anlegen. "Außenanlagen sind Bauarbeiten. Das Haus muss technisch korrekt an die Außenanlagen angeschlossen werden. Die Frage, wie hoch der Garten aufgefüllt wird, spielt dabei die zentrale Rolle. Damit später keine Feuchteschäden auftreten, muss frühzeitig festgelegt werden, wo die obere und untere Sockellinie verlaufen sollen und wie hoch die Abdichtung über das spätere Niveau des Gartens hinaus nach oben gezogen werden muss.
Die meisten Bauherren ahnen nicht, wie wichtig dieses Detail ist. Und wenn die Außenanlagen nicht beim Bauunternehmer beauftragt sind, dann interessieren sich auch die meisten Firmen nicht dafür. "Sobald sie wissen, die Bauherren kümmern sich um die Außenanlagen, werden dazu auch keine technischen Details mehr geplant", kritisiert Volker Wittmann. Wird dieser Anschlusspunkt aber nicht richtig geplant und ausgeführt, dann müssen die Bauherren entweder nachher die Abdichtung auf eigene Kosten weiter nach oben verlängern lassen, damit sie das Erdreich entsprechend hoch beifüllen können, oder sie senken das Gelände-Niveau auf die Höhe der Abdichtung ab. "Das kann dann Stufen am Eingang und an der Terrasse zur Folge haben", konstatiert Bauherrenberater Wittmann. "Das sieht nicht gut aus und ist auch nicht barrierefrei."
Je nach Geländeverlauf und Bauart des Gebäudes kann das Hochziehen der Abdichtung zwischen 500 und 5.000 Euro Mehrkosten verursachen. Während die Abdichtung beim Massivbau meist ohne großen Aufwand hochgezogen werden kann, sind beim Holzbau teilweise sehr aufwändige Sonderlösungen erforderlich. "Häufig bleibt den Holzhaus-Bauherren nur, einen regelrechten "Burggraben" ums Haus zu ziehen, der dann oft auch noch mit Gitterrosten abgedeckt werden muss", erläutert Volker Wittmann. Diese Maßnahmen kommen dann schon mal auf 5.000 Euro. "Das Problem tritt übrigens bei Holzhäusern so häufig auf, dass sich unter Baufachleuten der Begriff "Burggraben" zur Beseitigung des Mangels längst etabliert hat. Ist den Bauherren die Problematik nicht bewusst, dann können angefangen von Farb- und Putzabplatzungen bis hin zu Holzfäule an tragenden Holzbauteilen sogar schwere Schäden entstehen."
Vermeiden lässt sich Ärger dieser Art, wenn die Bauherren von Anfang an vertraglich klar definieren, wie weit die Baufirma das Haus im Detail vorbereiten und fertigstellen muss, damit die Bauherren dann problemlos mit der Anlage der Außenbereiche anknüpfen können. "Diese Details müssen früh festgezurrt werden. Nur dann ist die Firma in der Pflicht und muss die Anschlüsse wie vereinbart vorbereiten." Bei der Beschreibung der nötigen Bauleistungen an der Schnittstelle zwischen Baufirma und Eigenleistung unterstützen VPB-Sachverständige die Bauherren.