Energiesparen im Alt- und Neubau

Interview mit Dr.-Ing. Hartmuth Brunzel
Leiter des VPB-Regionalbüros in Dresden

Haben Bauherren ein Recht auf Energieeinsparung?

Antwort:
Ja, das Thema Energiesparen gehört zu den wichtigsten Beratungsschwerpunkten beim Verband Privater Bauherren (VPB). Angehende Bauherren beispielsweise lassen bei uns ihre Energieberechnungen prüfen. Dabei finden wir viele Fehler. Da heute die meisten Menschen ein schlüsselfertiges Haus bauen und nicht mit dem eigenen Architekten planen, bekommen sie ein standardisiertes Haus mit einer standardisierten Energieberechnung. Die geht aber nicht auf die Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten der Bauherren ein. Oft entsprechen die Berechnungen auch nicht einmal den Vorschriften. Das prüfen wir und finden es heraus. Das ist besonders wichtig, denn der Bauherr als späterer Hausbesitzer haftet dafür, dass sein Haus geltendem Recht entspricht, also auch dem Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Antwort:
Viele Hauseigentümer lassen sich bei uns auch zum Thema Altbausanierung beraten. Im Altbau beraten wir zunächst einmal völlig firmen- und produktneutral und konzentrieren uns darauf, was technisch am besten zum Haus passt. Das ist nämlich nicht immer unbedingt ein Wärmedämmverbundsystem, wie die Werbung suggeriert. Oft erreichen wir mit einer neuen Heizung viel mehr Energieeinsparung. Oder mit neuen Fenstern. Aber was am besten zum Haus – und zum Geldbeutel – passt, was wirklich zukunftsweisend, ökologisch und nachhaltig ist, das erfährt eben nur, wer sich neutral beraten lässt!

Antwort:
Plusenergiehäuser muss man individuell planen, damit sie wirklich mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Wer hier einfach nach Katalog ein Haus kauft, das als "Plusenergiehaus" etikettiert ist, der ist auf dem Holzweg. Ein Plusenergiehaus muss von Experten sorgfältig geplant werden, da müssen alle Komponenten zusammenpassen – auch die spätere, sehr sorgfältige Bauausführung! Sie brauchen also erst einmal einen erfahrenen Architekten, der sich da auskennt. Mit dem stellen Sie Ihr Raumprogram zusammen und wählen ihre Haustechnik - und Sie legen dabei auch gleich das Budget fest, damit der Hausbau finanziell nicht aus dem Ruder läuft. So behalten Sie den Überblick.

Antwort:
Zunächst einmal müssen Planung und Energieberechnungen stimmen, wie eingangs beschrieben. Dann müssen die Pläne auf der Baustelle auch penibel umgesetzt werden, zum Beispiel, wenn es um die Luftdichtigkeit des Daches geht. Da dürfen nur bestimmte Folien und die dazu passenden Klebebänder verwendet werden. Hier wird aber oft nachlässig gearbeitet. Zum Schluss lassen Sie das Haus mit einem Blower-Door-Test und einer Thermografie auf Energielecks überprüfen. Und schließlich müssen Sie das Haus richtig bewohnen, das heißt, wenn zum Beispiel Ihr Keller ungedämmt und unbeheizt ist, dann brauchen Sie eine Kellertür, die den kalten Kellerbereich im Winter gegenüber den beheizten oberen Etagen abschottet. Und diese Tür müssen Sie natürlich auch geschlossen halten. Das heißt, Sie brauchen auch eine Gebrauchsanweisung für das Haus, um es wirklich energieeffizient zu betreiben.

Antwort:
Wir raten zur Vorsicht und zur Vertragskontrolle vor Unterschrift. Neun von zehn Bauherren bauen heute ein schlüsselfertiges Haus. Sie unterschreiben dazu einen Vertrag, den ihnen der Anbieter vorlegt. Diese Verträge sind nach VPB-Erfahrung sehr lückenhaft. In der Regel fehlen zum Beispiel wichtige Dinge, die zum Gebrauch des Hauses notwendig sind, wie etwa die Hausanschlüsse, Bodenbeläge, Malerarbeiten. Da kommen im Schnitt Zusatzkosten von 30.000 Euro zusammen, die als Extra auf den vermeintlichen Festpreis addiert werden müssen, um aus dem als "schlüsselfertig" beworbenen Haus ein tatsächlich bezugsfertiges Haus zu machen. Schlüsselfertig heißt nämlich nicht automatisch auch bezugsfertig. Das erfährt der Bauherr aber nur, wenn er den Vertrag vor der Unterzeichnung vom unabhängigen Sachverständigen prüfen lässt.

Antwort:
Einen Altbau rundum energetisch zu sanieren, das kostet von 70.000 Euro an aufwärts. Die Frage ist, ob sich das rentiert und jemals auszahlt. Deshalb sollten sich Hauseigentümer unbedingt erst firmen- und produktneutral beraten lassen. Am besten vom ausgewiesenen Energieberater, also einem Architekten oder Ingenieur mit entsprechender Zusatzqualifikation. Nur so erfahren sie, was es am Markt Neues gibt, was davon sinnvoll ist und bauphysikalisch auch zu ihrem Haus passt. Das ist wichtig, denn wenn Sie falsch sanieren, holen Sie sich Schäden ins Haus und müssen die später für weiteres Geld noch mal sanieren.

Antwort:
Wenn Sie eine Lösung gefunden haben, die Ihrem Haus bautechnisch und Ihnen gesundheitlich guttut und sich möglichst bald amortisiert. Wenn es Ihnen darüber hinaus auch noch gelingt, eine ökologisch sinnvolle und nachhaltige Lösung zu finden, ist das perfekt. Beim energetischen Sanieren sollten Sie aber nie vergessen: Es ist wie beim PC-Kauf. Was sie heute neu kaufen, ist morgen technisch schon überholt. Es gibt ständig neue Entwicklungen auf dem Markt, denken Sie beispielsweise an die Eigennutzung von Strom und die Stromspeicherung. Solche Neuerungen kennt aber nur der Experte, der alles überblickt, nicht der Handwerker, der nur sein Gewerk im Blick hat. Der Berater lebt von seinem Know-how.

Stand: 09.04.2021


Ergänzende Informationen finden Sie u.U. hier:
Blower-Door-Test - Bauvertrag - Bauberater - Bausachverständiger - Verbraucherverband - Baufachleute - Thermografie