VPB-Experteninterview
Neuer VPB-Leitfaden: "Nachhaltig bauen – für die Zukunft planen"
Was ist "nachhaltig"? Mit seinem neuen Leitfaden "Nachhaltig bauen – für die Zukunft planen" unterstützt der VPB angehende Bauherren bei der Konzeption einer zukunftsfähigen Wohnimmobilie. Sachverständiger Reimund Stewen, der sich seit Jahrzehnten mit ökologischem und nachhaltigem Bauen beschäftigt, erläutert die Problematik: "Nachhaltigkeit lässt sich nicht auf die Auswahl von Baustoffen und Energieträgern reduzieren. Dazu gehört immer auch die Betrachtung des sozialen Umfeldes. Das Plusenergiehaus am Waldrand beispielsweise ist in der Regel alles andere als nachhaltig", kritisiert der Experte, "denn wer weit außerhalb baut, der muss nicht nur alle Baustoffe über weite Strecken transportieren, sondern er muss in der Regel sein Leben lang mit dem Auto zwischen Heim, Arbeit und Stadt pendeln. Was er an Energie beim Heizen spart, das und viel mehr verbraucht er dann auf seinen Wegen. Das Plusenergiehaus im Grünen kann damit das Gegenteil eines nachhaltigen Hauses sein."
Der neue VPB-Leitfaden klärt deshalb gleich am Anfang die Problematik, ob neu bauen immer sinnvoll ist und falls ja, wie und wo ein nachhaltiges Haus geplant werden sollte. "Die Planung ist der entscheidende Punkt", erläutert Experte Stewen. "Hier kann und muss der Bauherr im Vorfeld selbst viel recherchieren und entscheiden." Der neue Leitfaden gibt ihm mit seinen Checklisten Kriterien an die Hand: Material und Haustechnik etwa müssen energieeffizient sein, klimaneutral, schadstoff- und barrierefrei. Beim Bauprozess selbst spielen Transportwege und Herstellungsverfahren eine zentrale Rolle: Muss zum Beispiel ein Keller mit Maschinenkraft in Fels getrieben werden, dann kostet das unnötig Energie, Zeit und Geld. Auch ein wasserdichter Betonkeller verbraucht beim Bau viel Energie und ist später nur aufwändig zu recyceln. "Nachhaltiger wäre bei problematischen Böden also der Verzicht auf einen Keller", resümiert Bausachverständiger Stewen.
Wer den Lebenszyklus eines Hauses über 50 Jahre projektiert, der muss dabei auch an die Instandhaltung denken und an den Betrieb des Hauses. Nicht nur Strom wird immer teurer, auch Wasser und Abwasser steigen vor allem in strukturschwachen Gebieten im Preis. Wer Regenwasser nutzt oder Waschwasser für die Toilettenspülung wiederverwendet, der kann hier einiges sparen und umweltfreundlich wirtschaften. Vorausgesetzt natürlich, die Systeme sind von Beginn an geplant und ins Haus integriert.
"Wer nachhaltig baut, der denkt vom Ende her. Er stellt sich das Gebäude sozusagen als Zwischenlager für Baustoffe vor, die später wieder für etwas anderes verwendet werden können", erklärt Reimund Stewen. "Das wirklich nachhaltige Haus lässt sich nämlich zum Schluss wieder komplett in seine sortenreinen Bestandteile zerlegen und in den natürlichen Kreislauf integrieren. Mit den heute üblichen Verbundbaustoffen funktioniert das nicht. Bauherren müssen also genau prüfen, was sich hinter den Angeboten ‚nachhaltiger‘ Häuser tatsächlich verbirgt." Dabei helfen der neue VPB-Leitfaden "Nachhaltig bauen – für die Zukunft planen" und die firmen- und produktneutrale Beratung beim unabhängigen Sachverständigen.
Das Cover des neuen Leitfaden finden Sie in unserem Bildarchiv oder erhalten Sie als Download über diesen Link:
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