VPB-Experteninterview
VPB: Innentüren in der Heizperiode systematisch schließen
BERLIN. "Bauherren verwenden viel Zeit auf die Auswahl schöner Türen. Später lässt das Interesse an den Bauelementen merklich nach", beobachtet Dipl.-Ing. (FH) Marc Ellinger, Leiter des Regionalbüros Freiburg–Südbaden im Verband Privater Bauherren (VPB). "Dabei sind Türen mehr als reine Dekoration. Sie sind visuell, thermisch, akustisch und olfaktorisch trennende Bauteile, die ihre Funktion allerdings nur erfüllen können, wenn sie geschlossen sind."
Die Bedeutung einiger Türen erschließt sich jedem Bewohner auf Anhieb, etwa die Sicherung des Heims durch die einbruchsichere Hauseingangstür oder die Wahrung der Privatsphäre durch undurchsichtige Bad- und WC-Türen. Diese Türen halten die meisten Menschen automatisch geschlossen. Andere Türen dagegen stehen fast immer offen, auch zwischen zwei unterschiedlich beheizten Räumen. Warum? "Damit die Raumluft überschlägt", lautet die weitverbreitete Erklärung.
"Das ist aber nicht sinnvoll", erklärt Marc Ellinger. "Türen dienen ganz wesentlich der thermischen Trennung von Räumen. Sind sie geschlossen, halten sie die Wärme im beheizten Raum und verhindern ein Abfließen der erwärmten Raumluft in die weniger oder unbeheizten Hausbereiche. Energie- und CO2-Sparen beginnt mit den systematisch geschlossenen Innentüren."
Abgesehen vom Spareffekt ist das Schließen der Innentüren zwischen unterschiedlich temperierten Räumen bauphysikalisch nötig, um Bauschäden zu vermeiden. Die Ursache ist einfach: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit binden als kalte. Außerdem zieht feuchte Warmluft immer in kältere Gefilde, wo sie sich dann auf kalten Bauteilen niederschlägt, die Feuchtigkeit kondensiert und wird zum idealen Nährboden für Schimmel. Bleibt also die Tür zwischen einem warmen und einem kalten Raum offen, passiert genau das. Nur wenn Bereiche gleich temperiert sind, können Türen aus Gestaltungsgründen großzügig offen stehen.
Wer Energie sparen will, der schließt auch Windfangtüren und Kellertüren konsequent. Gerade Kellertüren trennen meist den beheizten vom unbeheizten Bereich. In der Energieplanung werden viele Keller nicht in die gedämmte Hülle des Hauses einbezogen und müssen entsprechend auch nicht geheizt werden. Umso wichtiger ist der Einbau einer Kellertür – die dann natürlich auch geschlossen werden muss. Das gilt übrigens auch für Altbauten in Radongebieten: Durch regelmäßiges Lüften des Kellers und das konsequente Schließen der Kellertür wird dem Radon das Aufsteigen in die Erdgeschossräume erschwert.
Innentüren bestehen in der Regel aus Holz- oder Holzwerkstoffplatten. Je schwerer das Material, umso besser auch der Schallschutz. Die akustische Trennung ist vor allem zu Musik- oder Jugendzimmern hin wichtig. Im Homeoffice wahrt die schalldämmende Tür die Vertraulichkeit, die viele Arbeitnehmer ihren Aufraggebern zusichern müssen. "Die Auswahl einer Tür ist also nicht nur eine Frage des Geschmacks", resümiert Bauherrenberater Ellinger, "sondern sie dient auch dem Schutz der Bewohner und der Bausubstanz. Bauherren sollten sich deshalb schon in der Planungsphase Gedanken über die zukünftigen Türen im Eigenheim machen."