VPB-Experteninterview
VPB rät: Individuelle Baukontrolle statt Standardcheck
BERLIN. Wer baut, der schaut auf die Kosten. Pauschalangebote und "Festpreise" sind deshalb bei vielen Bauherren beliebt. Sie suggerieren Zuverlässigkeit und versprechen Budgettreue. Der Baualltag allerdings sieht ganz anders aus. Nach Untersuchungen des Verbands Privater Bauherren (VPB) sind Festpreise in der Regel nicht Endpreise. Und bei Pauschalangeboten hängt die Qualität der Offerte maßgeblich vom Umfang des Angebots ab.
Vor allem nach dem Preis und weniger nach Qualität und Inhalt fragen angehende Bauherren auch, bevor sie Baukontrollen beauftragen. Dipl.-Bau-Ing. Volker Wittmann, Bausachverständiger und Leiter des VPB-Büros in Regensburg, wird immer wieder gefragt, wie viele Baustellentermine ein Kontrollpaket umfasst und wie hoch die Pauschale ist. "Baustellenkontrollen lassen sich aber nicht nach "Schema F" mit Hilfe von Checklisten durchführen. So individuell wie die Häuser sind die Baufirmen", weiß der Sachverständige. "Die einen arbeiten zuverlässig und verstehen ihr Handwerk, die anderen brauchen deutlich mehr Kontrolle. Im ersten Fall reichen mitunter schon drei bis fünf Baustellenkontrollen aus, im zweiten Fall wird geraten, häufiger zu kontrollieren."
In keinem Fall lässt sich die Qualität durch Abhaken einer Checkliste bestätigen, was manche Baustellenkontrolleure offerieren. "Nehmen wir die Weiße Wanne: Bei Standardchecks zum Ankreuzen wird häufig nur abgefragt, ob der WU-Keller geordert wurde und vorhanden ist oder nicht. Bei einem technisch anspruchsvollen Gebilde wie dem wasserdichten Keller reicht es aber nicht, auf einer Checkliste einfach nur "ja" anzukreuzen. Das ist keine Baukontrolle", moniert Volker Wittmann. "Wichtig ist vielmehr, ob der Keller technisch in Ordnung und tatsächlich wasserdicht ist!" Dabei kommt es auf die Details an: Bausachverständiger Wittmann prüft dazu zum Beispiel die Statik, er schaut, ob die Bewehrung nach Plan verlegt wird und er kontrolliert, ob Einbauteile, wie Rohrdurchführungen durch die Außenwände mit dem richtigen Flansch ausgeführt werden, damit sie auch wirklich dicht sind.
Wichtig ist auch die Kontrolle des Mauerwerks. "Aber auch hier brauchen wir keine feststehende Zahl von Baustellenbesuchen, sondern sorgfältiges Hinsehen zur rechten Zeit. Wir prüfen möglichst früh im Erdgeschoss, wie sorgfältig die Maurer arbeiten. Liegt alles im grünen Bereich, muss nicht jede Etage einzeln kontrolliert werden", weiß der Experte. Auch beim Einbau der Fenster genügt meist der Blick auf das erste, um Qualifikation und Sorgfalt der Handwerker beurteilen zu können.
Entscheidend ist die Präsenz zum richtigen Zeitpunkt: "Wenn wir das Dach kontrollieren, sollte das Gerüst noch stehen, damit wir auch die Spenglerarbeiten und Anschlüsse beurteilen können", erläutert Volker Wittmann. Rohinstallation Sanitär und Elektro werden vor dem Innenputz begutachtet, die Installation der Fußbodenheizung vor dem Einbau des Estrichs. Oft lassen sich so mehrere Gewerke bei einem Termin prüfen. Das spart Zeit und Geld. Letzter Termin ist in der Regel die Vorbereitung der Bauabnahme beziehungsweise die Abnahme selbst.
Alles können die Bauherren in Abstimmung mit dem Berater ganz individuell festlegen. "Zwei Drittel der Bauherren lassen bereits den Bauvertrag vor der Unterschrift von uns kontrollieren", erklärt Bausachverständiger Wittmann. "Dabei können wir viele Probleme gleich lösen, weil Missverständnisse und Unbestimmtheiten rechtzeitig ausgeräumt werden können. Damit reduziert sich meist auch die Anzahl der erforderlichen Baukontrollen, weil Baufirma und Bauherren einander besser verstehen. Die Bauherren haben die Kosten der Baubegleitung damit selbst in der Hand." Sowohl die Beratung als auch die technische Kontrolle erfordern viel Fachwissen. "Auch hier sollten Bauherren stets nach Aus- und Fortbildung fragen", rät Volker Wittmann. "Ein Crashkurs »Baukontrolle per Checkliste« ersetzt keine jahrelange Erfahrung mit regelmäßigen Fortbildungen."