VPB-Experteninterview
VPB rät: Sturmschäden schnell reparieren, nasse Keller gründlich trocknen
BERLIN. "Elon" und "Felix" hatten es in sich! Ganz Deutschland bekam die beiden Orkantiefs zu spüren. Sie hinterlassen beschädigte Häuser und vielerorts auch unter Wasser stehende Keller. Der Verband Privater Bauherren (VPB) rät betroffenen Hausbesitzern und Bauherren, die Sturmschäden nicht nur bei der Versicherung zu melden, sondern möglichst schnell beseitigen zu lassen, sonst drohen vor allem Schimmelschäden.
"Besonders wichtig ist das bei Dachschäden. Wenn sich Ziegel gelöst oder schwere Äste die Dachhaut durchschlagen haben, sollte die Dachfläche so schnell wie möglich wieder geschlossen werden", empfiehlt Bausachverständiger Herbert Oberhagemann, Leiter des VPB-Büros Hamburg. "Notfalls sollten Löcher im Dach zunächst mit einer Folie geschützt werden, sonst dringt Regen in die Dachkonstruktion ein. Die Dämmung wird durchnässt, verliert ihre Dämmwirkung und es besteht Schimmelgefahr."
Denken müssen Hausbesitzer bei Sturmschäden auch an die Haftung: Sie sind in der Pflicht und müssen ihre Immobilie in Ordnung halten, damit niemand zu Schaden kommt. Das gilt besonders für Sturmschäden: defekte Dächer, instabile Bäume und abgebrochene Äste müssen repariert und beseitigt werden. Weil Dachdecker und Baumexperten jetzt nicht überall sein können, sollten Hausbesitzer zumindest die gefährlichen Stellen sichern, also Flatterband und Absperrungen unter dem beschädigten Dach oder rings um den problematischen Baum ziehen. Hauptsache, niemand wird gefährdet! "Auch Hausbesitzer, die auf den ersten Blick keine Schäden haben, sollten aufmerksam ums Haus gehen und sich Dach und auch Bäume sehr genau betrachten", rät Bausachverständiger Oberhagemann, denn mancher Schaden, wie etwa leicht verschobene Ziegel, wird erst bei näherem Hinsehen erkennbar.
Auf ihrer Baustelle nach dem Rechten sehen sollten auch Bauherren, deren zukünftiges Heim noch im Rohbau steht. Zwar ist die Sicherung der Baustelle eigentlich Sache der Baufirmen, aber die kümmern sich nicht alle, wie sie es sollten. Außerdem sind Bauherren für ihr Grundstück selbst verantwortlich: Als Grundstücksbesitzer haben sie auch während der Bauzeit die Verkehrssicherungspflicht. Sie müssen also handeln, wenn der Sturm ihre Bäume auf die Straße oder in Nachbars Garten drückt.
Falls die Baustelle ruht, sollten Bauherren checken, ob zum Beispiel die Kellerabdeckung noch dicht schließt, damit kein Regen in die untere Etage fließen kann. Es lohnt sich auch, zu prüfen, ob das Material, das auf der Baustelle lagert, noch richtig abgedeckt ist. Neuralgische Punkte sind auch die Mauerkronen. Offene Mauerkronen sollten im Winter grundsätzlich mit Folien gegen eindringende Nässe geschützt werden. Unbedingt klären also: Sitzt die Folie noch oder hat der Orkan sie weggefegt? Dringt über Wochen Wasser in die Mauerkronen ein, laufen die Steine voll. Gefriert dann das Wasser im Stein, dehnt es sich aus und zerstört den Stein. Solche enormen Schäden lassen sich durch Abdeckung der Krone verhindern.
Problematisch sind große Bäume, die dicht am Haus stehen. Sie scheuern bei Sturm mit ihren Ästen an Fassaden und Regenrinnen. Dabei können Bauteile beschädigt und gelockert werden. Das gilt auch für Antennen oder Solaranlagen. Auch hier muss der Experte aufs Dach und die Schäden reparieren. Bis er kommt – Gefahrenzone darunter absperren!
"Stürzen große Bäume um, dann verursachen sie meist nicht nur überirdisch Schäden", gibt Herbert Oberhagemann zu bedenken. "Je nachdem, wie tief sie wurzeln, können sie im Boden Strom- und Gasleitungen oder sogar Wasserleitungen anheben, sogar aufreißen und zerstören." Ist bei Sturm der Strom ausgefallen, müssen Hausbesitzer anschließend alle Zeitschaltuhren im Haushalt neu programmieren. Dabei auch elektronisch gesteuerte Bauteile nicht vergessen, wie beispielsweise Hebeanlagen und automatische Pumpen im Hauskeller!
"Steht nach einem Unwetter der Keller unter Wasser, dann müssen Hausbesitzer schnell handeln", mahnt der VPB-Experte. Das gilt besonders, wenn der Keller einen Estrichboden hat. Fließt Wasser unter den Estrich, ist Schimmel fast schon programmiert. Erstes Gebot bei Wasser in solchen Kellern: Alles Nasse muss umgehend raus. Vor allem nasse Teppiche. Je schneller das Wasser komplett entfernt wird, umso geringer ist seine Chance, sich unter dem Estrich auszubreiten. Passiert das doch, muss der Boden aufwändig getrocknet – und im schlimmsten Fall sogar aufgestemmt und erneuert werden. Bevor es aber soweit ist, sollten sich Hausbesitzer vom unabhängigen Bausachverständigen beraten lassen, wie der Boden idealerweise saniert wird.